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Foto: REUTERS/Sukree Sukplang
Keiner will schwer krank aussehen, wenn er es nicht ist. Viele HIV-infizierte Menschen leben mit diesem Stigma und verdanken es der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART). Für Betroffene selbst verändert die Therapie oft noch viel mehr. "Mit der Einnahme der hochpotenten Medikamente kann sich die Körperform entscheidend verändern" berichtet Stefan Mauss, der als Facharzt für Innere Medizin in einer Schwerpunktpraxis für HIV in Düsseldorf tätig ist.

Fettverteilungsstörung mit "Nebenwirkung"

Eine HIV-assozierte Fettverteilungsstörung oder Lipodystrophie, lässt das Fett im Gesicht, an den Extremitäten und am Gesäß schwinden. Das Gegenteil davon passiert im Bauchraum und am Nacken. Dort wird Fett eingelagert.

Klar, dass die Patienten das als störend empfinden. Leider ist das aber nur die eine Seite der Medaille. "Fettverteilungsstörungen gehen oft mit Störungen des Zuckerstoffwechsels und des Fettstoffwechsels einher", berichtet Mauss. Diabetes mellitus und ein erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden ist die Konsequenz daraus. Bis dato ließ sich dagegen nicht viel tun.

Medikamente nicht mehr einsetzen

"Bei Umstellung auf andere Medikamente, tritt zwar eine rasche Veränderung der Blutfette ein. Die Rückbildung des Fettgewebsverlustes ist aber so gering, dass sie selbst über Jahre kaum messbar ist", erzählt der Düsseldorfer Infektiologe.

In Industriestaaten kaum noch eingesetzt

Die beste Lösung im Kampf gegen die Lipodystrophie ist für den HIV-Experten jedoch nur eine: "Die zwei hauptverantwortlichen Medikamente Stavudin und Zidovudin sollten generell nicht mehr eingesetzt werden". Tatsächlich spielen die beiden Thymidinanaloga in den westlichen Industrieländern ohnehin nur noch dann eine Rolle, wenn andere Medikamente aufgrund einer Resistenzentwicklung nicht mehr in Frage kommen.

Aus Kostengründen Therapie der dritten Welt

Der traurigste Teil der Geschichte aber kommt erst: "In der dritten Welt haben wir diese schlecht verträglichen Medikamente aus Kostengründen zum Therapiestandard gemacht", bedauert Mauss und damit wiederholt sich nun anderswo ein Problem, unter dem Europa in den 90er Jahren zu leiden hatte.

Die Lipodystrophien nehmen massiv zu, denn HIV-Infizierte werden in Afrika und Asien mit den Generika der Substanzen Stavudin und Zidovudin behandelt. Damit dürfte sich der Ruf der HIV-Therapie wohl auch in Zukunft nicht rehabilitieren. (Regina Philipp, derStandard.at, 30.11.2007)