Nach langem Tauziehen ist der Weg frei für den Aufbau des europäischem Satelliten-Navigationssystems Galileo. Die EU-Verkehrsminister verständigten sich am späten Donnerstagabend auf Regeln der Auftragsvergabe, die eine ausgewogene Beteiligung der Firmen aus den EU-Mitgliedsländern sicherstellen sollen.

Spanien dafür

Auch Spanien, das sich bei der Verteilung der Boden-Kontrollstationen benachteiligt sah und zunächst dagegen stimmte, gab dem Projekt nach Angaben von Diplomaten am Freitag nachträglich seinen Segen. Einzelheiten der spanischen Entscheidung wurden zunächst nicht bekannt. Zuvor hatte es geheißen, Spanien baue auf eigene Kosten ein Kontrollzentrum mit ungewissen Aussichten auf eine Beteiligung an Galileo.

Mit Galileo wird erstmals ein Milliarden-Projekt der EU unter Regie der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments verwirklicht. Dem Kompromiss sieht vor, den Galileo-Aufbau in sechs Projekte aufzuteilen.

Konkurrenz

Das wichtigste europäische Technologieprojekt soll dem US-Navigationssystem GPS Konkurrenz machen und bessere Dienste als dieses für Verkehr oder Landwirtschaft leisten. "Die Vorteile von Galileo gegenüber GPS liegen vor allem in der Präzision und Sicherheit des Signals und beim zusätzlichen Service", sagte der Koordinator der deutschen Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze. Ab 2013 sollen bis zu 30 Satelliten im All Signale zur metergenauen Ortsbestimmung auf die Erde senden. Die EU hofft, dass mit neuen Produkten langfristig 150.000 Arbeitsplätze entstehen können.

Nachdem eine gemeinsame Finanzierung von öffentlicher Hand und privaten Firmen scheiterte, beschlossen die Finanzminister, die zusätzlich benötigten 2,4 Mrd. Euro aus dem Haushalt der EU zu finanzieren. Somit kann der Aufbau des Systems, der sich schon seit fünf Jahren wegen Streitereien über Finanzen und Aufträge hinzieht, endlich in die Vollen gehen. Die politische Einigung der Minister muss jetzt noch in eine Verordnung gegossen werden.

Den Auftragsregeln zufolge darf keine Firma mehr als zwei Sparten beherrschen. Der führende Lieferant muss 40 Prozent seines Auftrags an Subunternehmen weitergeben, so dass auch kleinere Firmen zum Zug kommen können. Damit sollen Monopole verhindert werden.

Die Einigung der Verkehrsminister bedeutet für das als Hauptauftraggeber geplante Konsortium um EADS und Thales, ESN Industries, aber wohl das Aus. Ein Teil der Aufgaben geht nun an die Europäische Raumfahrtagentur ESA, die für die Ausschreibung und Vergabe der Aufträge zuständig ist.(APA)