"Turn On": Adrian Paci verschaffte auf Arbeit wartenden Männern Leuchtkraft gegen Unsichtbarkeit.

Foto: Paci
Graz - "Du musst noch ein wenig warten. Dann werden wir alle gleich sein und jeder Mensch wird all das haben, was er benötigt. Sie werden dich fragen: Hast du ein Radio und wenn du es nicht hast, wirst du eines bekommen." Die 1947 in Ljubljana geborene Schriftstellerin und vorjährige Grazer Stadtschreiberin, Marusa Krese, erinnerte sich in ihrer Eröffnungsrede für die Ausstellung Land of Human Rights am Donnerstagabend an diese Worte ihres Vaters, den sie als Kind gefragt hatte, was denn Kommunismus sei. Viele Jahre ihres Lebens habe Krese, die sich unter anderem in Friedensbewegungen in Ex-Jugoslawien engagierte, auf diese Idealvorstellung von Kommunismus gewartet.

Bei dem Wort "Menschenrechte" gehe es ihr gleich: Man warte und warte, dass diese endlich für alle überall gelten. In den neuen Räumlichkeiten des Kunstvereins <rotor> in der Grazer Volksgartenstraße wurde nun mit Künstlern unter anderem aus Italien, Litauen, Russland, Deutschland und den USA ein Warteraum für jene, die noch immer auf die Einhaltung der Menschenrechte hoffen, eingerichtet: Mit Foto- und Videoarbeiten, Installationen und Zeichnungen erarbeiteten die Künstler starke Statements - etwa zum Recht auf Freiheit oder Arbeit.

Der in Frankfurt lebende Künstler Nasan Tur hat Gepäckstücke geschaffen, die sich Ausstellungsbesucher ausleihen und im öffentlichen Raum verwenden können: Einen Redner-Rucksack, einen Koch-Rucksack, einen Demonstrations-Rucksack, einen Sabotage-Rucksack und einen Fan-Rucksack. Allesamt jeweils mit den wichtigsten und praktikabelsten Utensilien ausgestattet. Tamás Kaszás aus Ungarn zeigt in seiner Fist Collection die Geschichte des Symbols der geballten Faust vom Zeichen der Macht der Arbeiter bis hin zum antifaschistischen Gruß nach dem Zweiten Weltkrieg.

Besonders berührend ist die Fotografie Turn On des Albaners Adrian Paci, der in Mailand arbeitet: Er "beleuchtete" die brach liegende Macht von Arbeitslosen, die sich jeden Tag auf einem öffentlichen Platz in Pacis Heimatstadt Shkoder einfinden.

Noch heute, Samstag, findet eine von <rotor> veranstaltete Konferenz zu "künstlerischen und aktivistischen Strategien zur Sichtbarmachung von Menschenrechten" im Theater im Bahnhof statt. (Colette M. Schmidt /DER STANDARD, Printausgabe, 1./2.12.2007)