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Endlich hat Michael Walchhofer auch in Beaver Creek gewonnen.

Foto: REUTERS/Mark Leffingwell
Beaver Creek - Michael Walchhofer hat Österreichs Ski-Herren erlöst und im sechsten Saisonrennen endlich für den ersten Sieg gesorgt. Der 32-jährige Salzburger gewann am Freitag erstmals die klassische Abfahrt von Beaver Creek, in einem Hundertstel-Krimi setzte er sich 0,05 Sek. vor US-Lokalmatador Steven Nyman und 0,10 vor dem Schweizer Topfavoriten Didier Cuche durch. Mario Scheiber wurde nach bester Zwischenzeit Achter, Hermann Maier landete auf Platz elf.

Zwölfter Weltcupsieg

Walchhofer war die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Fünf Tage, nachdem er in Lake Louise einen fast fatalen Trainingssturz hingelegt und seitdem Selbstzweifel ("Ich habe schon darüber nachgedacht, warum ich mir das noch antue") hatte, schüttelte der Salzburger mit dieser Gewaltleistung und seinem zwölften Weltcupsieg die Bedenken endgültig ab.

Verkürzte Strecke

Auf wegen Windes verkürzter Strecke waren wegen pünktlich zu Rennbeginn einsetzenden Schneefalls die tieferen Startnummern aber klar benachteiligt. Die "rote Gruppe" der Abfahrts-Asse mit Startnummern zwischen 16 und 22 hatte dann aber sehr gute Bedingungen, teilweise sogar Sonnenschein wie der Liechtensteiner Marco Büchel.

"Meine Fahrt war trotzdem so ungestüm, dass ich erst an den Sieg glaubte, als Cuche im Ziel war", freute sich Walchhofer über seinen neunten Abfahrts-Erfolg im Weltcup. Um den er dann aber doch noch einmal heftig zittern musste. Der mit Nummer 53 fahrende US-Amerikaner Andrew Weibrecht lag in seinem erst achten Weltcuprennen bei der zweiten Zwischenzeit voran und bei der dritten nur 7/100 Rückstand hinter Walchhofer, machte aber einen schweren Fehler und wurde letztlich Zehnter.

"Etwas ganz Besonderes"

Erstmals gewann Walchhofer damit auch auf der berühmten Raubvogelpiste. "Ich bin hier schon alles gewesen. Es ist eine der schwierigsten Abfahrten und es ist daher etwas ganz Besonderes, hier zu gewinnen", sagte der Olympia-Zweite, nachdem er seinem Vater und einer auf den Tribünen jubelnden Daumendrücker-Garde aus Zauchensee zugewunken hatte.

ÖSV-Herrenchef Toni Giger atmete ebenfalls auf. "Michi ist den Steilhang beherzt gefahren wie noch nie. Ich hätte aber gedacht, dass Büchel und Cuche noch nach vorne fahren. Wir kommen zu jedem Rennen, um zu gewinnen. Das hat bisher seit Saisonbeginn nicht geklappt, deshalb ist dieser Sieg auch ganz besonders", so Giger.

Ex-Weltmeister Walchhofer war so erleichtert, dass ihm die Superlativen nur aus dem Mund flossen. "Ein Wahnsinn. Das ist ein Hammer, einfach unglaublich", konnte der Familienvater, der am Vortag spontan auf den Kombislalom gepfiffen hatte, um sich auf die Abfahrt vorzubereiten, sein Glück lange nicht fassen. "Das ist eine Riesenerleichterung, es war zuletzt doch eher zäh", sagte Walchhofer und bezeichnete das Rennen als letztlich "fair".

Das sahen die vom dichten Schneefall betroffenen Fahrer natürlich anders. Klaus Krölls Blindflug ("Ich habe keine zwei Tore weit gesehen") führte an einem Tor vorbei. Und Hermann Maier, der jahrelang gegen seine hohen Startnummern gewettert hatte, hätte sich an diesem Tag wohl eine höhere als die elf gewünscht, die ihm die neue Startregel beschert hatte.

Maier im Tiefschnee

Der Salzburger fuhr im dichtesten Schneetreiben zwar ein sehr beherztes Rennen und lag lange vorne mit dabei, ärgerte sich aber im Ziel maßlos. "Was soll man da noch sagen? Ich bin eine so perfekt enge Linie gefahren, dass ich im Tiefschnee war. Im Moment ist es einfach verhext bei mir", meinte Maier.

Hoch zufrieden war hingegen Scheiber. Der 24-jährige Tiroler, der zusammen mit Romed Baumann zu Österreichs großen Hoffnungen zählt, fuhr vor allem den Steilhang brillant und verspielte seinen gewaltigen Vorsprung erst im Finish. "Da ist der Ski einfach nicht mehr weitergegangen, ich bin immer langsamer geworden", wunderte sich der Tiroler, der wie Sieger Walchhofer und Benjamin Raich (punktete als 19.) Atomic fährt. "Im Steilhang war ich der Schnellste. Ich bin mit Platz acht wirklich zufrieden, weil ich jetzt weiß, dass ich ganz vorne dabei bin", sagte Scheiber.

Für die geschlagenen Head-Stars sprach Rennchef Rainer Salzgeber. "Wir waren auf einen Start von ganz oben eingestellt." Durch die Verkürzung war aber das lange flache Gleitteil entfallen. Cuche redete sich aber weder auf Wetter noch auf die Ski aus. "Ich habe beide Kompressionen verhaut."

Stiller Held des Tages war aber der zweitplatzierte Nyman. Er war mit Startnummer acht und damit als einziger der Top-3 bei schlechtesten Bedingungen gefahren. Am Ende lag er dennoch nur 5 Hundertstel hinter Walchhofer. (APA)