Paris - Der Aufruf zu einem "Sarkozy-freien Tag" in den französischen Medien hat sich als Flop erwiesen. In praktisch allen Zeitungen war Präsident Nicolas Sarkozy am Freitag mit Bild auf der Titelseite zu sehen, nachdem er am Vorabend ein 50-minütiges TV-Interview gegeben hatte. Auch auf Nachrichtenseiten im Internet und im Rundfunk blieben Sarkozy oder Reaktionen auf seinen Auftritt am Freitag unter den Top-Meldungen.

Hinzu kamen Meldungen zu verschiedenen Themen, zu denen sich der Präsident im Laufe des Tages beim französisch-italienischen Gipfel in Nizza äußerte, darunter insbesondere seine Reaktion auf das erste Lebenszeichen der in Kolumbien von Rebellen verschleppten Politikerin Ingrid Betancourt.

Boykott

Kaum eine Zeitung oder Rundfunkstation erwähnte den Boykott-Aufruf am Freitag auch nur. Er stammt von der Initiative Zusammenschluss für Demokratie im Fernsehen (RDT), die auf die "Omnipräsenz" Sarkozys in den Medien aufmerksam machen wollte. Die Website des Wochenmagazins "Nouvel Observateur" beteiligte sich allerdings an der Aktion - wenn auch auf sehr spezielle Weise: Die Hauptseite des Auftritts erschien fast normal, mit dem Unterschied, dass Name, Vorname und Foto des Präsidenten ausgespart wurden, selbst wenn es Meldungen zu ihm gab. Für Leser, die dagegen von Sarkozy nicht genug bekommen konnten, gab es ein Alternativangebot des Magazins: eine Internetseite "nur mit ihm".

Der Präsident von RDT, Pierre Bitoun, ließ sich von dem geringen Erfolg seines Appells nicht entmutigen. Der Aufruf habe die Frage der Allgegenwart Sarkozys "in die Öffentlichkeit gebracht", sagte der Soziologe. Die Diskussion werde weiter gehen. (APA)