Hamburg/Wien - Der deutsche Axel-Springer-Verlag zieht sich
offenbar aus dem russischen Zeitschriftenmarkt zurück. In den
kommenden Wochen schon soll ein Minderheitsanteil an dem russischen
Ableger von Springer verkauft werden, wie das Nachrichtenmagazin
"Spiegel" im Voraus meldete. Bis zu 49 Prozent kämen dafür infrage,
heißt es. Der Verlag verhandelt demnach derzeit sowohl mit dem
finnischen Medienkonzern Sanoma wie auch mit dem "Kommersant"-Verlag,
der dem Kreml-nahen Oligarschen Alischer Usmanow gehört.
Verkauf an den Stahlmagnaten Usmanow möglich
Neben Lizenzausgaben von "Newsweek" und "Forbes" gibt Springer in
Russland "OK!" und "Computer Bild" heraus. Während "Newsweek"
Verluste mache, ist Springer mit den übrigen drei Produkten
wirtschaftlich zufrieden. Dennoch gab es Probleme. Erst Ende
September war "Forbes" wegen eines kritischen Artikels über die
Bauunternehmerin und Gattin des Moskauer Bürgermeisters, Jelena
Baturina, zu einer Geldstrafe und einem Widerruf verurteilt worden - ging aber in Berufung.
Ein Verkauf an den Stahlmagnaten Usmanow - der auch im staatlichen
Energieriesen Gazprom mitmischt - wäre politisch heikel. Es wird
befürchtet, Usmanow könnte schon den "Kommersant" nur vorsorglich und
im Auftrag des Kremls gekauft haben, um ihn im Notfall gleichschalten
zu lassen. Das Blatt gilt als eines der letzten unabhängigen Blätter
Russlands. Bisher habe Usmanow sich nicht in redaktionelle
Angelegenheiten eingemischt, beruft der "Spiegel" sich auf
Redakteure. (APA)