Wenn uns ein Fremder die Liebe erklärt, indem er sich anschickt, den Beweis dafür zu erbringen, dann interessiert uns natürlich primär: Wer? Wie? Und: Was ist diese Liebe wert?

Der vorliegende Fall ist prekär. Auf den ersten Blick liebt uns nämlich ein komplettes Möbelhaus. Erst am Ende der Liebeserklärung stellt sich heraus, dass da eine Einzelperson dafür geradesteht: der Verkaufsleiter einer Tullner Filiale.

Liebe um 10 Euro

Wie liebt er? - Polygam, zum wiederholten Male und immer zu besonderen Anlässen. Wie bringt er es zum Ausdruck? - Schriftlich, im Majestätsplural, wie folgt: "Auch wir nutzen die schönste Zeit des Jahres, Ihnen ein frühes Weihnachtsgeschenk zu machen. Als Liebesbeweis schicken wir Ihnen einen Gutschein (...)." Unterbrechen wir hier, um die Schlüsselfrage zu stellen: Was ist diese Liebe wert? - "Als Liebesbeweis schicken wir Ihnen einen Gutschein im Wert von € 10, (ab einem Einkaufswert von € 50!)."

Vorsicht, Finger weg von diesem Möbelmann! Er spielt mit unseren Gefühlen. Er beweist uns seine Liebe nur, wenn wir sie ihm im gleichen Atemzug fünffach vergelten. Für diesen plumpen Annäherungsversuch strafen wir ihn mit Zurückweisung. (Daniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe, 3.12.2007)