DER STANDARD: Es ist zwar nicht mehr zu ändern, aber sind Sie mir dem Los zufrieden? Hickersberger: Eine interessante Gruppe. Deutschland ist immer und überall Favorit, Kroatien und Polen haben sich eindrucksvoll qualifiziert. Wir sind ja nur dabei, weil wir Veranstalter sind. Wir wären auch in anderen Gruppen krasser Außenseiter, ich habe diese Rolle akzeptiert, sie ist eine angenehme. Angenehm ist auch, dass ich mich mit den drei Trainerkollegen auf Deutsch unterhalten kann. Sehr positiv ist, dass nun alles konkret geworden ist, man kann sich mit den Gegnern intensiv beschäftigen. Die Spekulationen haben eine Ende.

STANDARD: Macht der Test am 6. Februar 2008 gegen Deutschland Sinn? Und befürchten Sie, dass nun ein halbes Jahr lang Córdoba strapaziert wird?
Hickersberger: Ein Spiel gegen einen starken Gegner macht für uns immer Sinn, das sind Standortbestimmungen. Córdoba wird sich nicht vermeiden lassen, ich werde es aber sicher nicht thematisieren. Die EURO findet nämlich eindeutig in Wien statt.

STANDARD: Es gibt Kritiker, die behaupten, noch nie habe eine schwächere Mannschaft als diesmal Österreich bei einer EM mitgewirkt. Was antworten Sie darauf?
Hickersberger: Das sind nur Prognosen, ich habe nicht alle Europameisterschaften in meinem Gedächtnis gespeichert. Würde ich in den Geschichtsbüchern des Fußballs blättern, wäre diese Behauptung leicht zu widerlegen. Aber dazu fehlt die Zeit.

STANDARD: Blicken wir in die österreichische Seele. Erwartet der Fan zu viel, zu wenig oder gar nichts?
Hickersberger: Es ist ein Kennzeichen, dass wir sehr schnell für etwas zu begeistern sind. Aber es dauert oft nur Minuten, um von einem Extrem ins andere zu fallen. Erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Die Erwartungen sind leider oft nicht sehr realistisch. Uns sind im Fußball Grenzen gesetzt, die Auswahl an international konkurrenzfähigen Spielern ist kleiner als anderswo, das Tempo in unsere Liga ist zu niedrig . Man will die bittere Wahrheit nicht zur Kenntnis nehmen, das grenzt an Realitätsverweigerung.

STANDARD: Sollte man die EURO entkrampfter sehen?
Hickersberger: Unbedingt, das würde uns auch sportlich sehr weiterhelfen. Man muss nüchtern und leidenschaftslos feststellen, dass die EURO ein Geschenk für Österreich ist. Wir können uns als Land von der besten Seite präsentieren. Auch auf dem Platz. Wir wollen Europa unterhalten.

STANDARD: Sie haben immer gesagt, Österreich wird bei der EURO zumindest ein Match gewinnen. Woher nehmen Sie diesen Optimismus?
Hickersberger: Ganz einfach. Der Heimvorteil, die Euphorie werden die Mannschaft beflügeln. Sie wird, sofern das Spielglück dazu kommt, nur schwer zu besiegen sein. (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 3. Dezember 2007)