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Israel lässt über 400 Gefangene frei.

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Die Freigelassenen wurden von ihren Angehörigen begrüßt.

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Keziot/Tel Aviv/Ramallah - Knapp eine Woche nach der Nahost-Konferenz von Annapolis hat Israel 429 palästinensische Gefangene freigelassen. Die Männer hatten nach Angaben der israelischen Gefängnisverwaltung vom Montag ihre zum Teil langjährigen Haftstrafen im Ketziot-Gefängnis in der Negev-Wüste verbüßt. Die Palästinenser waren unter anderem wegen der Planung oder Beteiligung an Anschlägen ohne Todesopfer verurteilt worden. Die israelische Regierung sprach von einer Geste des guten Willens, um dem palästinensischen Präsidenten Mahmoud Abbas den Rücken zu stärken.

"Die Freilassung der palästinensischen Häftlinge zielt darauf, die gemäßigte Palästinenserführung zu stärken und den politischen Dialog zwischen Israel und den Palästinensern zu fördern", sagte ein israelischer Regierungssprecher. Der Friedensprozess müsse von konkreten Maßnahmen begleitet werden. Hunderte Schaulustige empfingen einen Bus mit einer ersten Gruppe Freigelassener vor dem Hauptquartier der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah. Sie sangen, tanzten und hielten die palästinensische Flagge hoch.

Friedensverhandlungen

Abbas hatte mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert während der Nahost-Konferenz vom Dienstag vergangener Woche in Annapolis (Maryland) vereinbart, die israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen nach fast sieben Jahren Unterbrechung am 12. Dezember wieder aufzunehmen. Ursprünglich hatte Abbas von Israel verlangt, dass 2000 der rund 10.000 palästinensischen Häftlinge zu ihren Familien zurückkehren können. Der in Israel zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilte frühere Fatah-Führer im Westjordanland, Marwan Barghouti, nannte deshalb in einem Gespräch mit israelischen Abgeordneten die Freilassung von 429 Häftlingen einen "Scherz".

Bei den jetzt freigelassenen Palästinensern handelt es sich überwiegend um Mitglieder der Fatah-Organisation von Abbas. Dagegen wurden keine Mitglieder der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas freigelassen. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung kehrten 408 Ex-Häftlinge in das Westjordanland und 21 weitere in den Gazastreifen zurück. An der Übergangsstelle Beitunia zum Westjordanland spielten sich nach Augenzeugenberichten Freudenszenen ab. Familienangehörige begrüßten die in Bussen angereisten Männer mit Freudenrufen, Autohupen und schwenkten Palästinenserfahnen.

"Völlig aus dem Häuschen"

Zu den Freigelassenen gehört auch der 33 Jahre alte Amdshad Shehada, der fünf Jahre seiner 13 Jahre langen Haftstrafe verbüßte. Sein Bruder Mohammed sagte: "Wir haben nicht erwartet, dass er freigelassen wird, weil seine Haftstrafe so lang war. Wir waren völlig aus dem Häuschen und haben gefeiert, seit wir es erfahren haben." Amdshad sei vor seiner Festnahme verlobt gewesen, habe dann aber nicht heiraten können, sagte Mohammed. Die anderen drei Brüder hätten deshalb mit ihrer Hochzeit bis auf die Freilassung Amdshads warten wollen. Jetzt sei eine große Hochzeit aller vier Brüder geplant. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung wurde Shehada wegen Steinewerfens, der Herstellung von Sprengkörpern, versuchten Mordes sowie Mitgliedschaft in einer illegalen Vereinigung verurteilt.

Die längste Haftstrafe hätten nach Angaben der Behörde zwei Palästinenser mit jeweils 14 Jahren verbüßen müssen. Einer der beiden, Mahmud Rahib, wurde wegen der Ausbildung von militanten Palästinensern, der Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation sowie der Planung von Anschlägen verurteilt. Andere Palästinenser verbüßten Haftstrafen wegen des Tragens illegaler Waffen, Aufhetzung oder der Gewährung von Unterkunft für Militante. Die kürzeste Haft verbüßte Said Darag, der zu sieben Monaten Haft wegen der Mitgliedschaft in einer illegalen Organisation verurteilt worden war.

Schusswechsel mit israelischen Soldaten

In Beit Lahia im Gaza-Streifen starben am Montagmorgen drei Kämpfer der Kassam-Brigaden, des militärischen Arms der Hamas, bei einem Schusswechsel mit israelischen Soldaten. Ein israelischer Armeesprecher sagte, die Männer hätten sich der Sperranlage genähert. Die Soldaten hätten zunächst in die Luft geschossen und dann auf die Kämpfer gezielt. (APA)