Berlin - In ihrem seit Monaten währenden Tarifstreit setzen sich Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) heute Nachmittag in Berlin wieder an den Verhandlungstisch. Dabei soll sich auch entscheiden, ob neue Bahnstreiks drohen. Nach der Vorlage eines neuen Angebots der Bahn an die Lokführer vor gut einer Woche hatte die Gewerkschaft erklärt, man stimme noch einer einzigen Verhandlungsrunde zu. Dabei solle geklärt werden, ob die Lokführer einen eigenständigen Tarifvertrag bekommen.

Bahnchef Hartmut Mehdorn zeigte sich am Wochenende zuversichtlich. "Jetzt bin ich optimistisch, dass wir bei den Verhandlungen am Montag deutlich vorankommen", sagte er laut "Bild"-Zeitung. Wir sind der GDL schließlich schon sehr weit entgegengekommen." Mehdorn verteidigte das Tarifangebot des Konzerns: "Wir bieten jedem Lokführer mindestens acht Prozent mehr Geld. Davon können Millionen Arbeitnehmer und Rentner nur träumen. Wie man das ablehnen kann, ist mir schleierhaft." Die GDL hatte das Angebot heftig kritisiert.

Warnung vor dem Streik

Die deutsche Stahlindustrie warnt vor einem neuen Bahnstreik. Eine Verlängerung des Arbeitskampfs würde zur Verlagerung von Transporten auf Schiffe und auf die Straße führen, sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Dieter Ameling, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag-Ausgabe).

Bisher sei die Stahlindustrie der größte Kunde der Bahn. Denn zur Herstellung von einer Tonne Stahl würden vier Tonnen Rohmaterial wie Eisenerz, Koks, Kohle oder Schrott benötigt. Vom gesamten Transportvolumen in Höhe von 180 Mio. Jahrestonnen entfielen bisher 55 Prozent auf die Bahn.

Nach den Erfahrungen mit dem Bahnstreik hoffe er, dass künftig auf inländischen Schienen "mehr Wettbewerber der Deutschen Bahn zum Zuge kommen", sagte Ameling. Er verwies darauf, dass bereits jetzt zwischen den saarländischen Stahlstandorten Dillingen und Völklingen pro Tag 5.000 Tonnen flüssiges Roheisen mit Zügen der Schweizerischen Bundesbahn transportiert werden. (APA/AP)