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Daniel Albrecht und Didier Cuche bekamen in Beaver Creek jeweils einen Wok geschenkt.

Foto: APA/AP/Bilow
Beaver Creek - Vor zwei Jahren noch sollte der Schweizer Skisport vor dem "Aussterben" gerettet werden, nun ist die Schweiz plötzlich Ski-Nation Nummer eins. Nach sieben Saisonrennen haben die Eidgenossen mit Daniel Albrecht einen Doppelsieger und mit Didier Cuche einen Weltcup-Führenden. Selbst Benjamin Raich legte sich nach dem zweiten Sieg von Albrecht innerhalb von vier Tagen hinsichtlich der Nachfolge des für die ganze Saison ausfallenden Titelverteidigers Aksel Svindal fest: "Schaut ganz so aus, als ob Albrecht jetzt der Topfavorit ist."

Natürlich hat die Saison gerade erst begonnen, aber zumindest am Sonntag waren die Schweizer die Fahrer der Stunde. Martina Schild gewann den Super-G in Lake Louise, Albrecht in Beaver Creek drei Tage nach der Superkombi auch den Riesentorlauf. Und wie ausgeprägt das aktuelle Selbstbewusstsein des 24-Jährigen war, bewies seine Aussage, als man ihn um die Abholung des Riesentorlauf-Preisgeldes bat. "Wozu jetzt schon? Es gibt hier ja auch noch einen Super-G!", scherzte Albrecht.

Auch Cuche sieht Albrecht als Favorit

Der Hoteliers-Sohn aus Fiesch im Wallis rechnete sich auch im Super-G am Montag (18:00 Uhr MEZ) viel aus und Cuche war bewusst, dass ihn sein um elf Jahre jüngerer Teamkollege bald überflügeln wird. "Wäre er auch in Lake Louise gestartet, wäre er jetzt schon in Führung", sagte der 33-Jährige. "Zudem fährt Daniel mehr Saisonrennen als ich, also ist er der Weltcup-Favorit und nicht ich!"

Nur "probehalber" wollte Albrecht diese Saison im Kopf so tun, als ob es schon um die große Kristallkugel ginge. Plötzlich ist aber die vermeintliche Generalprobe zum Auftritt auf der richtigen Showbühne geworden. Insgesamt haben die Schweizer neben den beiden Routiniers Cuche und Didier Defago mit Albrecht, dem derzeit verletzten WM-Kombi-Dritten Marc Berthod und dem als letzten dazugestoßenen Reiteralm-Slalom-Sieger Marc Gini ein fast gleichaltriges und unter 25-jähriges Trio, das gut ist für Siege.

Bis zur Matura in Stams

Ausgebildet zum Skifahrer wurde Albrecht in Österreich. Zusammen mit Mario Scheiber drückte er trotz anfänglichem Heimweh in Stams die Schulbank bis zur Matura. Zusammen mit Scheiber und Berthod beherrschte er 2003 die Junioren-WM mit dreimal Gold- und einmal Silber. Im Riesentorlauf lagen Albrecht und Scheiber sogar gleichauf voran.

Während der gleichaltrige Scheiber danach aber von einer schweren Verletzung gestoppt wurde, wuchs in der Schweiz unter dem Österreicher Sepp Brunner ein erfolgreiches Trio heran. Mit Gruppentrainer Hans Flatscher und Kondicoach Peter Eichberger sind weitere Österreicher in der Schweiz aktiv.

Vom Kuhstall zum Fitness-Center

Albrecht musste zunächst aber vor allem kräftemäßig zulegen. Deshalb baute man gemeinsam neben dem Lenzerheide-Zielraum einen Kuhstall zum Fitness-Center um. Dort stemmen mittlerweile auch die italienische Saison-Doppelsiegerin Denise Karbon, Tanja Poutiainen und Tina Weirather unter dem Schweizer Coach Michel Bont Gewichte.

Seit er sein Kampfgewicht an Vorbild Svindal angepasst hat, ist Albrecht gut für Siege. "Ich war bis vor kurzem ein Weltmeister ohne Sieg, das jetzt ist sehr cool", sagte er in Colorado, wo ihm der aggressive Schnee offenbar sehr entgegen kommt. "Ich weiß nicht, warum es derzeit so gut läuft. Aber ich hoffe, es geht weiter so", meinte er vor der Rückkehr nach Europa schmunzelnd. "Ich hoffe, dass im Weltcup der Kampf gegen die Österreicher aber auch die anderen weitergeht."

Giger: "Sie haben ein kleines aber feines Team"

Auch ÖSV-Herrenchef Toni Giger ist klar, dass trotz des Svindal-Ausfalls durch die Schweizer härteste Konkurrenz besteht. "Sie haben ein kleines aber feines Team. Mit ihnen wird man weiter rechnen müssen", sagte Giger und Speed-Kombi-Chef Andreas Evers sah sich bestätigt. "Ich habe ja schon vor der Saison gesagt, dass Albrecht und Berthod zusammen mit Svindal jene Läufer sind, die in Zukunft den Ton angeben werden."

Dazu kommt hoffentlich bald Scheiber, den Evers zumindest für den Super-G am Montag in Beaver bereits zum Favoriten ausrief. Und dann verfügt Österreich ja immer noch über jede Menge Routiniers.

Keine Panik bei Raich

Ein Raich etwa, der trotz der starken Schweizer "ganz sicher keine Panik bekommen wird." Oder Slalom-Weltmeister Mario Matt, der nach Platz zwei in Beaver nun endlich auch im Riesentorlauf Fuß zu fassen beginnt. Den geplanten Dreh zum großen Allrounder wird es aber (doch) nicht geben, "dazu fehlt dem Mario auf der Abfahrt doch noch einiges."

Und letztlich neben Michael Walchhofer den zwar bald 35-jährigen Hermann Maier, der aber ohne Training einen beachtlichen elften Platz im Beaver-RTL holte. Evers: "Da habe ich wieder die große Leidenschaft bei ihm gesehen. Es war eine Freude, ihm zuzuschauen."(APA)