Zürich - Der Arbeitskonflikt am Schweizer Bau spitzt sich weiter zu. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) macht die Gewerkschaften für den Abbruch von Vermittlungen verantwortlich. Wegen einer Streikankündigung wollen die Baumeister derzeit nicht weiter verhandeln.

Mitten in den Vermittlungsverhandlungen zu einem neuen Landesmantelvertrag (LMV) hätten die Gewerkschaften letzten Freitag einen Streik auf der NEAT-Baustelle in Sedrun angekündigt, sagte SBV-Präsident Werner Messmer am Montag vor den Medien. Dabei schließe die Mediationsvereinbarung Kampfmaßnahmen ausdrücklich aus.

Die Unia habe den Streik nur absagen wollen, wenn in den unter der Leitung von Mediator Jean-Luc Nordmann stehenden Verhandlungen noch am gleichen Tag - also am Freitag, den 30. November - eine Einigung zustande komme, sagte Messmer. Der Baumeisterverband sieht in dieser Haltung eine "Erpressung".

Die Unia habe am Freitagnachmittag die Mediation dann gekündigt und dies umgehend der Öffentlichkeit mitgeteilt: "Das Verschwiegenheitsprinzip wird mit Füßen getreten", so Messmer.

Anders ist die Sicht der Dinge bei der Unia. Der für Mittwoch angekündigte Streik in Sedrun habe nichts mit den Verhandlungen um den LMV zu tun, sagte Unia-Sprecher Nico Lutz: Vielmehr gehe es um die Gleichbehandlung der Sedruner Mineure in der Spesenfrage. Der SBV nehme dies als Vorwand, um die Verhandlungen scheitern zu lassen.

Auch den Vorwurf der Erpressung weist die Unia klar zurück. Die Mediationsvereinbarung sehe ja eine raschestmögliche Einigung vor. Zudem sei darin ausdrücklich festgeschrieben, dass Ende November die Parteien Bilanz über den Verhandlungsprozess zu ziehen hätten. Die Baumeister hätten diesen Punkt bewusst unterschlagen.

Die in der Arbeitsgemeinschaft Transco Sedrun zusammengschlossenen Baufirmen haben inzwischen die Unia auf einen Schadenersatz vor Gericht auf 1,4 Mio. Franken (845.000 Euro) verklagt. Mit dem Vermittlungsverfahren in Sachen LMV habe die Klage aber nichts zu tun, hält seinerseits der Verband der Baumeister fest.

Fortschritte

Wie es weitergeht, ist für die Baumeister nun nicht klar: "Ein Treffen nächsten Freitag gibt es mit Sicherheit nicht, wenn der Streik in Sedrun stattfindet", hielt Messmer fest. Ob man bei einer solchen Ausgangslage überhaupt noch verhandle, sei ungewiss.

Dennoch klingt auf beiden Seiten auch an, dass eine Lösung nicht außer Reichweite wäre. In den drei Verhandlungstagen habe man gute Fortschritte erzielt, meinte Baupräsident Messmer. Auch für Gewerkschaftssprecher Lutz wäre eine Bereinigung der Differenzen "keine Hexerei", wie er meinte.

Bei den Verhandlungen um einen neuen LMV für den Bau geht es vor allem um die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Nachdem die Baumeister den LMV im Frühling gekündigt hatten, herrscht in der Baubranche seit Anfang Oktober ein vertragsloser Zustand. (APA/sda)