Perfekter Ausklang der "Mini-WM"
Den ÖSV-Herren gelang damit in dem wegen Schlechtwetters auf Montag verschobenen Super-G ein perfekter Ausklang der Mini-WM in Colorado, bei der man im Vorjahr bei Eiseskälte erstmals sieglos geblieben war. Diesmal war es aber deutlich wärmer und prompt holte die Giger-Truppe in vier Rennen zwei Siege und einen zweiten Platz sowie insgesamt fünf Podestplätze. Nur in der Superkombi ging man leer aus.
Für den krönenden Abschluss sorgte am Montag Reichelt. Zwei Jahre nachdem der Salzburger auf der Raubvogelpiste seinen ersten und bisher einzigen Sieg gefeiert hatte, schlug er quasi als "Titelverteidiger" mit Startnummer eins erneut zu. Und das, obwohl wegen der frühen Startzeit (10:00 Uhr) das Licht mit Fortdauer des Rennens eher besser wurde. "Die Nummer eins ist immer ein Kamikaze-Job. Aber ich habe extrem gut besichtigt und die Startnummer dann perfekt ausgenutzt", strahlte Reichelt nach einer ewig langen Zitterpartie im Ziel.
Vor allem Scheiber, von ÖSV-Trainer Andreas Evers schon vorab zur heißesten Aktie gestempelt, wäre an diesem Tag reif für seinen ersten Sieg gewesen. Fast eine halbe Sekunde lag der Osttiroler schon voran, scheiterte dann aber um 2/100 und wurde damit zum vierten Mal mit weniger als 13/100 Zweiter eines Weltcup-Rennens. "Traurig oder glücklich? "Beides", gestand Scheiber. "Ich war schon so oft so knapp Zweiter. Das kommt hoffentlich irgendwann zurück", sagte der 24-Jährige. "Mehrfachsiege sind schön, aber mir persönlich hilft das nichts, wenn ich nicht ganz vorne bin."
Albrecht sprengte Paket
Scheiber ist ein Schulkollege und guter Kumpel von Albrecht, der zuvor in Beaver Creek Superkombi und Riesentorlauf gewonnen hatte und auch am Montag zum "Spielverderber" wurde. Mit Startnummer 26 schob sich das Riesentalent aus der Schweiz noch vor die zeitgleichen Michael Walchhofer und Benjamin Raich und übernahm damit nicht nur die Weltcup-Führung. Er verhinderte damit sogar einen Fünffach-Sieg der Österreicher, die alle elf Starter in die Punkteränge brachten.
"Fast wie in den alten Zeiten", sagte auch ein freudestrahlender Christoph Gruber in Anspielung an den historischen Neunfacherfolg 1998 am Patscherkofel. Der Tiroler muss wegen einer im Training erlittenen Bänderverletzung im Knöchel mit Schmerztabletten starten. Walchhofer nickte ebenfalls zufrieden. "Mein Abfahrtssieg hier hat nicht nur einen Ruck in der Mannschaft ausgelöst, sondern war auch für mich persönlich enorm wichtig."
Raich gab sich wegen seines eklatanten Fehlers bei der Einfahrt zum Zielhang hingegen sauer auf sich selbst. "Ich bin nicht wirklich happy. Da wäre viel mehr drin gewesen", machte der Weltcup-Favorit klar, dass auch ein Sieg und die Gesamtführung drin gewesen wäre. "Aber insgesamt habe ich hier noch selten so viele Punkte gemacht wie diesmal. Und der Winter ist noch lange", gab sich der Tiroler versöhnlich.
Cuche: "Wir wissen, wie stark sie sind"
Nachdem zuletzt die Schweiz den "schlafenden Löwen" Österreich geweckt hatte, schlugen die ÖSV-Herren damit gewaltig zurück. "Das war uns immer bewusst. Wir wissen, wie stark sie sind und haben uns daher keinen Illusionen hingegeben", gestand Didier Cuche. "Das war ja heute schon fast wie damals am Patscherkofel", meinte er. ÖSV-Herrenchef Toni Giger stellte zufrieden fest: "Von einem Aufwärtstrend zu sprechen, ist bei so einem Ergebnis eher untertrieben. Hier herrscht Ländermatch-Stimmung, das ist gut."
Der Glücklichste an diesem Tag war Reichelt. "Bei Cuche und Mario habe ich am meisten gezittert. Man hat mich zwischendurch gefragt, was ich mir vom Christkindl wünsch, und ich habe gesagt Glück, und das habe ich gehabt. Und die Startnummer eins hat mich motiviert", gestand der Salzburger.