Die UN-Zahlen seien jedoch, wie alle statistischen Angaben zur Migration, mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Zum einen werden illegalisierte MigrantInnen nur zum Teil mit gezählt - zum anderen unterscheiden sich auch die Definitionen von Migration. Die UNO geht in ihrer Definition von einer Aufenthaltsdauer von über einem Jahr aus: "Ein wichtiger Trend der internationalen Migration sind jedoch auch kurzfristige Tripps", erklärt Parnreiter. Beispielsweise gehen viele MexikanerInnen für sechs Monate in die USA, um das Geld für eine notwendige Investition oder bestimmte Konsumgüter zu verdienen.
Größter Migrationsstrom aller Zeiten
Ebenfalls in den UNO-Statistiken nicht erfasst sind Binnenmigrationen - obwohl diese den größten Teil ausmachen. So findet derzeit in China laut der internationalen Arbeitsorganisation ILO (International Labour Organization) die weltgrößte größte Migrationsbewegung aller Zeiten statt: Im Jahr 2005 beziffert die Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften die Zahl der BinnenmigrantInnen auf 150 Millionen.
Ein weiterer Trend ist die Feminisierung der Migration: Obwohl häufig nur von männlichen Migranten die Rede ist, beträgt der Frauenanteil unter den ZuwandererInnen in den USA und der EU laut Parnreiter 50 Prozent, "Tendenz steigend". Das gelte auch für Australien, Lateinamerika und im Bereich der ehemaligen Sowjetunion.
USA nimmt ein Fünftel auf
Zu den größten Aufnahmestaaten der Welt gehören die USA, die ungefähr ein Fünftel aller internationalen MigrantInnen aufnehmen (38,35 Millionen), Russland (12 Millionen) und Deutschland (10,1 Millionen). Danach folgen die Ukraine (6,8 Millionen ZuwandererInnen), Frankreich, Saudiarabien (6,4 Millionen), Kanada (6,1 Millionen), Indien (5,7 Millionen) und Großbritannien (5,4 Millionen).
Prozentuell führt Katar mit einer Zuwanderungsrate von 78,3 Prozent vor Andorra (77,9 Prozent) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (71,4 Prozent). Auch in Monaco stammen 70 Prozent der Bevölkerung nicht aus Monaco selbst; Kuwait bringt es auf 62,1 Prozent.
Welches die häufigsten Herkunftsländer der Zuwandernden sind, müsse man sich für jedes Land extra ansehen: "Für die USA sind die MexikanerInnen die mit Abstand größte Gruppe", so Parnreiter. In Europa zeigen die Eurostat-Daten je nach Land höchst unterschiedliche Herkunftsländer (siehe Infografik der Geographie-Studentin Martje Petersen): In Spanien stammt die größte Gruppen aus Lateinamerika; in Großbritannien aus Asien; in Deutschland aus den EU-25.