Graz – Peter Handke wird morgen, Donnerstag, 65 Jahre alt. Im Grazer Literaturhaus wurde schon am Montag gefeiert, wobei es bis zuletzt "spannend" bleiben sollte, ob der Jubilar selbst in Graz, wo er vor rund 40 Jahren Rechtswissenschaften studierte und im Forum Stadtpark wirkte, auftauchen würde.

Noch zu Mittag konnte man seitens des Literaturhauses nichts Genaues darüber sagen. So hatte es den Anschein, Handke sei schon auf einem der umliegenden Berge von Graz, habe aber Schwierigkeiten mit dem Abstieg. Weit gefehlt: Handke weilte – wenig überraschend – in seiner Wahlheimat Paris, wie Literaturhausleiter Gerhard Melzer abends dann doch bekanntgab. Aber da war das Haus schon voll.

Neben der Stimme Handkes vom Band gab es die – von seiner Tochter Amina empfohlene – Balkanband Avanturisti. Gekommen waren zudem jede Menge andere renommierte Autoren wie Josef Winkler, Alfred Kolleritsch und Gustav Januš (der kurzfristig für den erkrankten Peter Hamm einsprang), die unter anderem aus den Hornissen, dem Elfenbeinturm und Gedichte Handkes lasen und persönliche Anekdoten erzählten.

Verleger Jochen Jung las aus einem Briefwechsel zwischen Peter Handke und Alfred Kolleritsch, der im Frühling veröffentlicht werden soll. Peter Turrini hatte ebenfalls wegen Krankheit abgesagt. Moderiert wurde der Abend liebevoll und mit viel Witz von Fabjan Hafner. Als er Luc Bondy auf die Bühne bat, um gemeinsam mit Schauspielerin und Handkes Ex-Frau Libgart Schwarz zu lesen, wies Hafner darauf hin, dass Bondy einst auch Die Stunde da wir nichts voneinander wussten inszeniert hatte. "Kein leichter Text, aber ein wunderbares Stück", scherzte der Moderator über das Werk, das ausschließlich aus Regieanweisungen besteht.

Monolog für Samuel

Bondy hatte dann doch noch eine kleine Sensation im Gepäck. Einen noch unveröffentlichten Text, den Handke ihm für die Festivität in Graz mitgegeben hatte. Beim ersten Lesen habe sich Bondy gewundert: "Handke schreibt jetzt plötzlich Französisch?!" Doch nach eingehender Lektüre war Bondy begeistert. "Ein absolut großartiger Text." Monolog für Samuel ist eine Antwort auf Becketts Das letzte Band – von dem Handke gesagt haben soll: "Das ist das Stück, das ich gerne geschrieben hätte."

So schrieb nun der Österreicher Handke wie vor ihm der Ire Beckett Französisch. Im Text, der nur am Anfang und am Ende in Deutsch verfasst ist, antwortet die Frau von Becketts Krapp ihrem Mann. Beide sind Steinstatuen, der Mann sieht ausgemergelt und alt aus, während die Frau das "blühende Leben" ist. Handke widmete den Monolog mit dem Untertitel "Bis dass der Tod euch scheidet oder Eine Frage des Lichts" neben Beckett auch seiner Frau Sophie. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD/Printausgabe, 05.12.2007)