Wien - Die trockene Asylstatistik des Innenministeriums zum heißumfehdeten Tschad und seinen hunderttausenden Menschen auf der Flucht ist rasch erfasst: In den letzten drei Jahren stellten gerade einmal fünf Menschen, die es aus dem krisengeschüttelten Land bis nach Österreich geschafft hatten, einen Antrag auf Asyl - und bisher bekam kein Einziger den Flüchtlingsstatus zuerkannt.

Denn, so rechnet das Innenressort vor: Zwei Anträge wurden rechtskräftig negativ beschieden, ein Verfahren aufgrund der Unzuständigkeit Österreichs abgewiesen. Und zwei Asylwerber aus dem Tschad warten hierzulande noch auf ihren Bescheid. Der eine Fall wird soeben in erster Instanz bearbeitet, der andere ist in zweiter Instanz anhängig.

Doch warum können sich gar so wenige Flüchtlinge aus dem Tschad sowie dem benachbarten Darfur nach Europa durchschlagen? Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR hat dazu eine ernüchternde Bilanz parat: Im Tschad sind derzeit 470.000 Menschen auf der Flucht, in Darfur gibt es mittlerweile 2,5 Millionen Vertriebene. Im Vorjahr stellten 36 Sudanesen in Österreich einen Antrag auf Asyl, europaweit haben in Großbritannien und Frankreich die meisten Sudanesen um Schutz angesucht, nämlich 755 beziehungsweise 452 Menschen. Roland Schönbauer vom UNHCR erklärt den mageren Flüchtlingsstrom aus der Region nach Europa unter anderem so: "Jemand, dessen Hütte abgebrannt ist und der mitunter froh sein kann, dass er nicht wegen seiner zwei Ziegen ermordet wurde, der hat natürlich auch kein Geld, um sich ein teures Flugticket nach Europa zu besorgen." (nw/DER STANDARD, Printausgabe, 5.12.2007)