Im September spielte Anderlecht gegen Rapid in Wien. Schon zu Mittag kam es am Ballhausplatz zu einer Begegnung der besonderen Art. Brave Bundesbedienstete, die soeben unter höflichen "Mahlzeit!"-Grüßen zu Tisch eilen wollten, sahen sich mit einer Horde ungeschlachter, kurzgeschorener, tätowierter junger Männer mit vom Bier aufgedunsenen Gesichtern konfrontiert. Die mit allerlei Stammeszeichen garnierten belgischen Krieger, deren Vorfahren schon Cäsar zeitweilig in die Bredouille gebracht hatten, stießen Schlachtgesänge aus und betrachteten kurz, aber interessiert das Bundeskanzleramt und seine einsamen Wachbeamten. Sie zogen jedoch weiter in die Innenstadt, wo sie sich mit kleineren Verwüstungen begnügten.Das mal tausend können wir für die EURO '08 erwarten. Der Innenminister sorgt sich wegen Fans aus Polen und Kroatien. Die "Fanmeile" am Ring ist zwar von einem blickdichten Zaun eingehaust, aber man wird sehen, was die Fans von Rathauspark und Volksgarten übriglassen. Denn Bürgermeister Häupl hat verfügt, dass die Fanmeile "im Herzen der Stadt" zu sein hat. Wien könnte danach wirklich "anders" sein bzw. ausschauen. (Hans Rauscher, DER STANDARD Printausgabe, 5.12.2007)