Jerusalem/Wien - Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hat dem US-Geheimdienstbericht widersprochen, wonach der Iran sein Atomwaffenprogramm vor vier Jahren gestoppt hat. "Im Endeffekt werden Raketen nicht durch Worte gestoppt, nur durch Aktionen", sagte Barak Dienstag Abend in einer Reaktion auf die in dem Bericht enthaltene Feststellung, der internationale Druck habe den Iran zum Einfrieren seiner Nuklearwaffenpläne bewogen.

"Und es muss noch viel in Hinblick auf das iranische Atomwaffenprogramm getan werden. Wir müssen aktiv werden bei der Verhängung von Sanktionen, in der Diplomatie, aber auch in anderen Bereichen", fügte der Minister nach Angaben des israelischen Internetdienstes "Ynet" hinzu.

"Allem Anschein nach fortgesetzt"

Der israelische Geheimdienst widerspreche den Schlussfolgerungen des US-Berichts und glaube sehr wohl, dass Teheran weiterhin Atomwaffen zu entwickeln versuche, betonte Barak. "Es ist offensichtlich richtig, dass der Iran 2003 seine militärischen Nuklearpläne vorübergehend gestoppt hat. Unserer Meinung nach hat er dieses Programm aber allem Anschein nach fortgesetzt."

Es gebe unterschiedliche Einschätzungen in der Welt zu dieser Frage, die Zeit werde zeigen, wer recht habe, so Barak. Seiner Einschätzung nach seien durch den Geheimdienstbericht die Chancen auf einen US-Militärschlag gegen den Iran möglicherweise gesunken.

Der Verteidigungsminister unterstrich zugleich, Israel könne es sich nicht erlauben, untätig zu bleiben, nur weil ein Geheimdienstbericht "von der anderen Seite der Erde" gekommen sei, auch wenn er "von unserem größten Freund" komme.

In einem "Ynet"-Kommentar unter dem Titel "Allein auf dem Schlachtfeld" heißt es unter anderem, nach dem US-Geheimdienstbericht über den angeblichen Stopp der iranischen Atomwaffenpläne "könnte Israel gezwungen sein, sich der Bedrohung allein zu stellen". (APA)