Moskau - Im Gegensatz zu westlichen Wahlbeobachtern haben Beobachter der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) keine Kritik an der Parlamentswahl in Russland geäußert. Der Urnengang am Sonntag sei gut organisiert, die Meinungsfreiheit sei gewährleistet gewesen und die Arbeit der Wahlkommission reibungslos verlaufen, sagte der Vizevorsitzende des kasachischen Parlaments, Bakytschan Schumagulow, bei einem Treffen mit dem Chef der russischen Staatsduma, Boris Gryslow, wie die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf die Dumaverwaltung am Dienstagabend meldete.

"Wir haben rund 300 Wahllokale besucht, uns mit Vertretern unterschiedlicher politischer Parteien getroffen und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Wahlen offen verlaufen sind und allen ausreichend Möglichkeiten gewährt wurden, ihre Meinung zu äußern", konstatierte Schumagulow. Zudem unterstrich er, dass "unser Bericht sich nicht auf Meldungen der westlichen Presse, sondern auf der eigenen Erfahrung, auf dem, was wir selbst gesehen haben, gründet". Bei dem Treffen übergab der Leiter der Beobachtergruppe der Interparlamentarischen Versammlung der GUS einen vorläufigen Bericht an Gryslow, der von 49 GUS-Parlamentariern aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion unterzeichnet worden war.

"Rein politische Wertungen"

Der Chef der Zentralen Wahlkommission, Wladimir Tschurow, wies unterdessen die Kritik der Wahlbeobachter von OSZE, Europarat (PACE) und Nordischem Rat als "rein politische Wertungen" zurück. "Professionelle Beobachter arbeiten etwas anders", sagte er am Dienstag vor Journalisten. Die westlichen Wahlbeobachter hatten die Abstimmung als "nicht demokratisch und nicht den europäischen Standards entsprechend" bezeichnet.

Tschurow hob besonders einen Satz in dem Bericht der westlichen Beobachter hervor: "Die Wahlen ... fanden in einer Atmosphäre statt, die den Wettbewerb rigoros eingeschränkt hat", hatten diese formuliert. Tschurow machte sich darüber lustig. Da er von seiner Ausbildung her Atmosphärenphysiker sei, könne er sagen, "dass sie in einigen Regionen in einer Atmosphäre erhöhter Feuchtigkeit durchgeführt wurden. Ich kann sagen, dass sie in einigen Wahllokalen im Hochgebirge in einer Atmosphäre von Turbulenzen stattfanden. Ich kann zum Beispiel sagen, dass sie in Moskau, Sankt Petersburg und einigen anderen Großstädten in einer Atmosphäre mit besorgniserregend hoher Luftverschmutzung durch Auspuffgase der Autos abgehalten wurden. Doch ich will mich als Atmosphärenphysiker wenige Stunden nach der Wahlabstimmung nicht an die Bewertung wagen, in welcher politischen Atmosphäre sie verliefen", wurde er von RIA Nowosti zitiert. (APA)