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Alois Kracher war einer jener jungen Winzer, die den Ruf der burgenländischen Weinbranche nach dem Glykolskandal mit Spitzenprodukten wieder in Ordnung brachte

Foto: APA/ JUERG CHRISTANDL

Er war fest davon überzeugt, dass im burgenländischen Seewinkel Süßweine von Weltklasse entstehen können. Den Beweis dafür führte er seit 1981 mit der Überzeugungskraft seiner Weine und seiner Person. Er wurde erfolgreich zu Zeiten, als Süßweine das letzte waren, das man aus Österreich trinken wollte, und verfolgte seinen Weg mit fast sturer Konsequenz und großer Offenheit für andere.

Hochbegabter Weinmacher

"Der Luis", gelernter Chemiker, arbeitete in der Pharmabranche. 1981 übernahm er "im Nebenjob bis 1986" die Vinifizierung der Weine seines Vaters. Und Vater Alois sen., der wie Kracher immer betonte, die Grundlagen für seinen Erfolg schuf, fand in seinem Sohn genau den hochbegabten Weinmacher, der das Optimum aus den Gegebenheiten möglich machte und der auch das Marketing-Geschick besaß, um diese große Idee umzusetzen. Krachers offene Art, auf Menschen zuzugehen, machten es möglich: "Do you want to try my wine?" fragte er als "kleiner Seewinkler Weinbauer die großen Importeure" (O-Ton) auf den internationalen Weinmessen. Sie waren überzeugt, sobald sie probierten, was er anzubieten hatte. Der Durchbruch gelang mit dem Jahrgang 1991.

Sechsmal, 1994, 1997, 1998, 2000, 2001 und 2006 erhielt er für das, was er produzierte, den Titel "Wine Maker of the Year" vergeben in London bei der "International Wine Challenge" sozusagen den Olympischen Spielen der Önologie, zwei Mal 2001 und 2006 überreichte man ihm ebendort die Len Evans Trophy für konstante Höchstleistungen über eine Zeitraum von fünf Jahren. Robert Parker jr und internationale Kollegen bedachten Kracher regelmäßig mit Höchstwertungen.

Nischenprodukt Süßwein

Kracher bloß als genialen Süßweinmacher zu sehen, greift bei weitem zu kurz. Neben seiner Wein-Produktion baute er auch eine Weinhandelsfirma auf, weil Süßwein ein "Nischenprodukt ist, das von äußeren Bedingungen abhängt, die die Natur nicht immer bereitstellt". Basis waren genaue Vorstellungen, von dem was möglich war, und der offene Blick für önologische Entwicklungen und Märkte, aber noch viel mehr für andere Menschen, mit denen er im Laufe der Zeit ein Netzwerk formte, von dem viele in der österreichischen Weinwirtschaft profitierten. Als einer der ersten, der nach dem Big Bang 1985 wieder in den wichtigen USA-Markt exportierte, öffnete er über seine Kontakte viele Türen.

Wein-Elite

Kracher war Berater, Freund und Unterstützer: für Jungwinzer im Seewinkel ebenso wie für den Weinkeller Neckenmarkt, einer Genossenschaft im Mittelburgenland, mit denen er ein Qualitätssicherungsprogramm im Weingarten und Weinserien "Vitis Unitis" und "Terra Cognita" entwickelte. In seinem jüngsten Projekt bei Malaga, Spanien, stellte er gemeinsam mit der Familie Ordonez den Malaga-Weinstil auf zeitgemäße Füße. Für seinen Freund Johann Schwarz, Fleischhauer in Podersdorf und früher Traubenlieferant für Kracher, entwarf er das Konzept für Schwarz’ Weine, mit denen er heute zu österreichischen Wein-Elite zählt. Daran beteiligt war ein weiterer enger Freund, Manfred Krankl, Winzer in Kalifornien mit oberösterreichischen Wurzeln, mit dem er unter dem Label "Mr. K" auch Süßweine in Kalifornien produziert, "weil ich dort ausprobieren kann, was ich in Österreich nicht machen kann".

Krachers Sohn Gerhard, 26, der in den letzten eineinhalb Jahren immer enger in den Betrieb eingebunden wurde, und seine Frau Michaela, werden seine Arbeit in seinem Sinne weiterführen. Viel lieber hätte man hier vermeldet, dass er wieder einmal Wine Maker of the Year geworden ist. Alois Kracher ist gestern früh, 48-jährig, einem schweren Krebsleiden erlegen. (Luzia Schrampf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.12.2007)