Regensburg - Continental hat die gut 50.000 Mitarbeiter des Autoelektronik-Spezialisten VDO auf harte Zeiten eingestimmt. Der niedersächsische Autozulieferer und Reifenhersteller werde in den nächsten zwei bis drei Monaten über Einschnitte entscheiden, sagte Conti-Chef Manfred Wennemer am Mittwoch in der ehemaligen VDO-Zentrale in Regensburg. Einige Überschneidungen zwischen dem Stammkonzern und den neuen Feldern würden in den nächsten Monaten "bereinigt". "Wir geben grundsätzlich keine Standortgarantien", sagte der Manager.

Im Kaufvertrag mit Siemens hatte Continental zugesichert, zumindest die deutschen Werke für drei Jahre und den Standort Regensburg für mindestens fünf Jahre wenn irgend möglich zu erhalten. Die VDO-Zentrale an der Regensburger Siemensstraße werde ihre Funktion verlieren, die eingeführte Marke VDO will Conti dagegen erhalten.

Der Conti-Chef erwartet von VDO höhere Synergieeffekte als bisher: "Ich wäre schon sehr enttäuscht, wenn wir 2010 mit 170 Mio. Euro dastehen würden." Der Konzern aus Hannover hatte Einsparungen in dieser Höhe angekündigt.

Wennemer will schnell an der Renditeschraube des für 11,4 Mrd. Euro von Siemens gekauften Unternehmens drehen. "Wir erwarten von jedem Geschäft mindestens zehn Prozent Rendite", machte der Conti-Chef klar. Bis 2010 müsse auch VDO diese Marge abwerfen. Unter dem Dach von Siemens erwirtschaftete der Autoelektronik-Spezialist zuletzt eine operative Umsatzrendite von knapp sechs Prozent. Wenn ein Segment nicht mindestens ein Zehntel seines Umsatzes verdiene, stehe es zur Disposition. Es werde keine Quersubventionen geben, sagte er.

Den Großteil der Renditesteigerungen wolle Conti durch gemeinsamen Einkauf, die Erschließung weiterer Kundengruppen und neue Techniken in der Fahrzeugsicherheit und der Motorsteuerung erreichen.

Verhandlungen

Das mit VDO zu Conti gekommene Geschäft mit Elektromotoren steht zum Verkauf. "Wir verhandeln mit Interessenten", sagte Wennemer. Sollte Conti den Bereich abgeben, wären "verschiedene Werke im In- und Ausland" betroffen. Der Bereich umfasst auch den zweitgrößten VDO-Standort Würzburg. Er habe allerdings sehr konkrete Vorstellungen, so dass es auch sein könne, dass aus der Trennung nichts werde, sagte Wennemer.

Der Vorstandschef trat Spekulationen entgegen, Continental müsse die Finanzierung von VDO wegen der Marktturbulenzen ändern. "Wir werden die Finanzierung genauso durchziehen wie geplant." Einen so großen Brocken wie VDO könne Conti aber in nächster Zeit nicht mehr schlucken. Größere Zukäufe seien für die kommenden Jahre ausgeschlossen. "Groß ist fünf Milliarden Euro", grenzte Wennemer ein. Übernahmen zwischen einer und drei Mrd. Euro seien weiterhin möglich. (APA/Reuters)