"Undifferenziertheit und Polemik" werfen die
Privatsender der für Medien zuständigen Ministerin Doris Bures (S)
vor. Sie hatte ihre Zustimmung für die vom ORF geplante
Gebührenerhöhung am Mittwoch damit begründet, dass "nur ein
eigenständiger ORF einen deutschen Einheitsbrei im TV verhindern
könnte". Die ProSiebenSat.1 Gruppe entgegnete in einer Aussendung,
dass sie "in Österreich - entgegen der augenscheinlichen Ansicht von
Ministerin Bures - einen wichtigen Beitrag zur österreichischen
Wirtschaft und zum österreichischen Rundfunkmarkt" leiste.
Schockiert und sprachlos
Corinna Drumm, Geschäftsführerin von Sat.1, zeigte sich schockiert
und sprachlos, "wie eine Medienministerin sich derart im Ton
vergreifen kann" und betonte: "Wir erwarten uns eine faire Behandlung
aller Marktteilnehmer." Die österreichischen Töchter der deutschen
TV-Sender könnten mit ihren Austria News, dem Frühstücksfernsehen
Cafe Puls oder den Special Interest Magazinen unter der Woche einen
höheren Anteil an eigenproduzierten Programmen mit Österreich-Bezug
vorweisen, als ORF 1, "der sein Programm hauptsächlich durch
amerikanische Spielfilme und Serien bestreitet", hieß es. "In diesem
Licht betrachtet ist die Unterstützung einer Gebührenerhöhung des
ORF, um die österreichische Identität zu fördern, absurd und
widersinnig", findet Drumm.
Wertschöpfung
Weiters leisten die Sendergruppe einen wesentlichen Beitrag zur
Wertschöpfung in Österreich, hieß es. Im Bereich TV-Werbung schaffen
sie Arbeitsplätze in einer Größenordnung von 200 direkten und über
2.000 indirekten Mitarbeitern. ProSieben Austria-Geschäftsführer
Markus Breitenecker meinte, "wir werden hier als 'die Bösen'
dargestellt und dabei als Feigenblatt instrumentalisiert, um eine
Gebührenerhöhung des ORF zu rechtfertigen - die jedoch in der
derzeitigen Situation schlicht nicht rechtfertigbar ist". (APA)