
BIA-Chef Kreutner: Offizier und Gentleman
Wien – Für einen, der gerne erzählt, wie unbeliebt er ist, hat er recht viele Fürsprecher. "Korrekt und unabhängig" nennen ihn selbst Polizisten, gegen die er schon ermittelte. Er sehe Korruption "sehr grundsätzlich", sagt der Grüne Peter Pilz. Soll heißen: nicht parteipolitisch. Gert-René Polli, scheidender Leiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), wünscht ihn sich sogar als Nachfolger.
In den Medien firmiert Martin Kreutner unter "Korruptionsjäger" oder "-bekämpfer". Der 43-jährige Tiroler, der seit 2001 das Büro für Interne Angelegenheiten (BIA) leitet, hat heute gute Presse und beste Kontakte. Dabei ist sein im Innenministerium angesiedelter Posten denkbar undankbar: Korruption in der Polizei aufdecken, sprich gegen die Kollegen ermitteln, und das möglichst erfolgreich.
Erfolgsdruck
"Wenn sie einmal angefangen haben, lassen sich Kreutners Leute nicht bremsen", sagt Pilz. Gerade das kreiden andere dem BIA-Chef an. Das BIA sei durch den Erfolgsdruck nicht immer objektiv, sagt ein ehemaliger Spitzenbeamter. Oft gleiche die Arbeit des BIA einer "Kopfjagd", und wer länger dort sei, könne schwer wieder in die Polizei zurück. "Der ist zumindest bedingt vermittlungsfähig."
Auch Alfred Rupf, einst Leiter der Wiener Flughafenpolizei, hat das BIA "nicht so unabhängig empfunden". Er lieferte 2001 mit einer vermeintlichen Affäre rund um ein Visum einen der ersten Fälle für Kreutner. "Ich war entsetzt, wie die ermitteln", erinnert sich Rupf. Kreutner habe "wohl unbedingt dem Herrn Minister einen Erfolg liefern wollen".
Im Bundesheer sozialisiert
Das war 2001, und der Minister hieß damals Ernst Strasser (ÖVP). Dieser hatte Kreutner, Offizier beim Jagdkommando, gerade aus Tirol ins Innenministerium geholt. Mit sechs, sieben Leuten begann das BIA schnell, heftige Irritationen innerhalb der Polizei auszulösen. Schon bevor der Innsbrucker seine Arbeit aufnahm, hatte er unterirdische Beliebtheitswerte, gerade bei Spitzenpolizisten. Während manche in der SPÖ fürchteten, Kreutner sei ein "Kettenhund der ÖVP", stießen sich einige Polizisten daran, dass er im Bundesheer sozialisiert wurde. "Es ist internationaler Standard, dass ich nicht aus der Exekutive komme", sagt dazu Kreutner, der heute 53 Mitarbeiter hat. Als "Vertreter des Militarismus" und "schon recht egomanisch", kritisiert ihn hingegen ein Ex-Polizist.
An Kritik gewöhnt
Kreutner erklärt sich die scharfen Töne mit der Funktion des BIA. "Auch wenn es uns nur am Papier gäbe, wären wohl Kritiker da." Selbst der oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl, gegen den das BIA noch Anfang 2007 ermittelte – wegen angeblicher Weitergabe geheimer Informationen an Journalisten –, lobt Kreutners Behörde. Was Lißl schon einmal etwas anders gesehen hat. "Von denen, die noch im Dienst sind, traut sich keiner was sagen", interpretiert das Ex-Ermittler Rupf.
Kreutners Ehrgeiz