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Die Riege der Präsidentschaftswerber der Demokraten (von links): Christopher Dodd, Joseph Biden, John Edwards, Hillary Rodham Clinton, der Gouverneur von Pennsylvania, Ed Rendell, als Gastgeber, Barack Obama, Dennis Kucinich und Bill Richardson bei einer parteiinternen Debatte Ende Oktober in Philadelphia.

Foto: AP/Kennedy

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Die republikanischen Bewerber um die Nominierung für das Ticket ins Weiße Haus (von links): Tom Tancredo, Ron Paul, Mike Huckabee, Rudy Giuliani, Mitt Romney, Jim Greer, Gastgeber Fred Thompson, John McCain und Duncan Hunter vor einer republikanischen Debatte im Oktober in Orlando, Florida.

Foto: AP/Matay
Seit Jimmy Carter dort Schwung nahm und ins Weiße Haus getragen wurde, gilt Iowa als der Bundesstaat, in dem sich Präsidentschaftsbewerbungen entscheiden.

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Washington – Dass er ein unkritischer Lokalpatriot wäre, kann man Tom Beaumont nicht vorwerfen. „Nein, Iowa ist gewiss nicht repräsentativ für Amerika“, sagt der Reporter des Des Moines Register, des führenden Blattes des mittelwestlichen Bundesstaats, während 20 Auslandskorrespondenten an seinen Lippen hängen.

Die drei Millionen Bewohner Iowas sind, salopp gesagt, älter und weißer als der US-Durchschnitt. Die Wirtschaft ist zu stark vom Mais geprägt, als dass sie typisch sein könnte für die Vereinigten Staaten. Welten liegen zwischen der sterilen, zubetonierten Provinzmetropole Des Moines und den pulsierenden, ethnisch gemischten Ballungsräumen von Los Angeles oder New York. Kein Wunder, dass sich der Rest des Landes alle vier Jahre darüber mokiert, welche Rolle Iowa bei der Kür des nächsten US-Präsidenten spielt.

Es begann mit Jimmy Carter, der 1976 völlig überraschend bei der Vorausscheidung im Mais-Mekka siegte. „Hi, ich bin kein Rechtsanwalt, und ich komme auch nicht aus Washington“, stellte sich der Erdnussfarmer aus Georgia vor. Durch seinen Blitzstart holte er sich einen Schwung, der ihn am Ende bis ins Weiße Haus trug. Seit Carter sehen sich die Iowaner in der Rolle der Königsmacher.

Wer Iowa gewinnt, gewinnt

2004 bestätigten sie ihren Ruf, indem sie Howard Dean, den führenden Demokraten, auf die Plätze verwiesen und an seiner Stelle John Kerry aufs Podest hievten. Zwar gab es auch Kandidaten, die es schafften, nach einer Schlappe im Mittleren Westen das Ruder herumzuwerfen: Bill Clinton (1992), Michael Dukakis oder George Bush (beide 1988). Doch als Faustregel gilt, was Beaumont auf die knappe Formel bringt: „Wer Iowa gewinnt, gewinnt die Primaries.“

Alles stürzt sich auf Nester wie Ottumwa, Toledo und Waterloo. Christopher Dodd, demokratischer Senator aus Connecticut, dessen Siegchancen gegen null gehen, hat sogar seine Familie nach Des Moines verpflanzt. Seine Tochter geht jetzt dort in den Kindergarten. „Es ist die intensivste Kampagne, die ich je erlebte“, doziert Steffen Schmidt, Politologe an der Iowa State University. „Wähler werden förmlich belagert.“

John Edwards, derzeit Nummer drei im Feld der Demokraten, streicht gern heraus, dass er sämtliche 99 Counties besuchte. Barack Obama richtete 33 lokale Wahlbüros ein und gab bisher sechs Millionen Dollar fürs Werben in Iowa aus. Beide setzen alles auf die Iowa-Karte. Mögen sie in den landesweiten Umfragen auch klar hinter Clinton rangieren, im „Hawkeye State“ liegen sie zumindest gleichauf. Demoskopen prophezeien ein totes Rennen, bis zum 3. Jänner könne sich noch alles ändern.

Tom Beaumont wiederum rechnet vor, wie wenige es sind, die abends bei Eis und Schnee in irgendeine Schulturnhalle fahren, um abzustimmen beim Caucus. Zwar ist jeder Volljährige wahlberechtigt, so er als Demokrat oder Republikaner registriert ist. Laut Statistik ist nur jeder 29. Iowaner mit dabei. (fh/DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2007)