München - Überraschend hat der Aufsichtsratschef des deutschen Luxusmodeherstellers Escada, Hans-Jörg Rudloff, nach gut einem halben Jahr sein Amt wieder aufgegeben. Das Unternehmen aus Aschheim bei München gab für den Rücktritt am Mittwoch persönliche Gründe an. Rudloff, der für Barclays Capital London arbeitet, war erst am 15. Mai nach zähem Ringen um Kandidaten für den AR zu dessen Chef gewählt worden. Ein Zusammenhang des Rücktritts mit dem Machtkampf von Großaktionär Rustam Aksenenko um die Ausrichtung von Escada im Frühjahr wurde in Branchenkreisen für eher unwahrscheinlich gehalten. Über die nun erforderlichen Maßnahmen werde das Gremium nächste Woche entscheiden, hieß es in der Mitteilung.

Unter Rudloffs Ägide setzte sich Aksenenko im Kampf um die Ausrichtung des Modeherstellers durch und erwirkte die Ablösung von Vorstandschef Frank Rheinboldt durch den ihm nahestehenden Manager Jean-Marc Loubier. Loubier hat seither einen radikalen Umbau des Unternehmens in Angriff genommen. Dazu holte er sich Profis von Konkurrenten wie Versace, Valentino oder Armani zur Hilfe. Weil die Kollektion für Herbst und Winter floppte, musste Loubier im September aber zum zweiten Mal die Prognosen senken: Die Vorjahreswerte würden nicht mehr erreicht. Escada will die Zahlen für das Geschäftsjahr 2006/07 (zum 31. Oktober) am 20. Dezember veröffentlichen.

Rudloffs Vorgänger Peter Zühlsdorff hatte sich nach zehn Jahren nicht mehr zur Wiederwahl als Aufsichtsratschef gestellt. Da die Aktionäre sich nicht rechtzeitig auf neue Kandidaten einigen konnte, musste die Hauptversammlung auf Mai verschoben werden. Neben Rudloff zogen der Schweizer Anwalt Jean-Christoph Hocke, der Münchener Anwalt Martin Kuhn und Douglas-Vize-Chef Claus Mingers neu in das Gremium ein. Dem Gremium gehört auch Escada-Großaktionär Aksenenko an, dem damals Ambitionen auf den Vorsitz nachgesagt wurden. (APA/Reuters)