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Irans Präsident Ahmadi-Nejad mit begeisterten Anhängern. Er sieht sich als Sieger des US-Berichts.

Foto: AP/Ghasemi
Die jüngsten US-Geheimdiensterkenntnisse zum iranischen Atomprogramm lassen Staatspräsident Ahmadi-Nejad triumphieren. Die USA bemühen sich bei ihren Verbündeten um eine Fortsetzung der bisherigen Politik.

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Teheran/Washington/Moskau - Nach dem neuesten Bericht der US-Geheimdienste zum iranischen Atomprogramm herrschte in Teheran Festtagsstimmung. "Heute steht ihr mit leeren Händen da. Die iranische Nation ist der Sieger", jubelte der iranische Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad am Mittwoch. In dem Bericht heißt es, der Iran habe sein Atomwaffenprogramm 2003 ausgesetzt und bis Mitte dieses Jahres nicht wiederaufgenommen. Teheran hat stets betont, sein Atomprogramm nur für zivile Zwecke zu betreiben.

Das unterstrich Ahmadi-Nejad am Mittwoch erneut - und deutete ein Festhalten am bisherigen Kurs an. "Iran wird beim Atomprogramm zur Energiegewinnung nicht einen Schritt zurückweichen" erklärte der Präsident bei einer Veranstaltung in der Provinz Ilam.

"Vier Jahre Lärm um nichts" kommentierte die liberale Zeitung Etemad Melli - und äußerte die Einschätzung, der Bericht solle den Weg für Gespräche zwischen Iran und den USA ebnen. Die konservativen Blätter sehen in dem Bericht dagegen einen Schock für die USA: Sie hätten ihre Glaubwürdigkeit verloren.

"Die USA planen eine neue Phase der Konfrontation mit Iran", meinte dagegen der frühere iranische Atomunterhändler Ali Larijani unmittelbar nach der Veröffentlichung des Berichts - und warnte vor Euphorie.

Die US-Regierung hat klar gemacht, dass sie Teheran weiter unter Druck setzen will. Eine Lockerung wäre ein schwerer Fehler, sagte etwa US-Außenministerin Condoleezza Rice. "Ich sehe den Iran weiterhin als eine gefährliche Macht in der internationalen Politik." Auch Israel warnt ausdrücklich davor, mit dem Druck nachzulassen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte dagegen, nach den vorliegenden Daten gebe es keine Beweise dafür, dass der Iran jemals ein Nuklearwaffenprogramm gehabt habe. Der russische Präsident Wladimir Putin forderte Teheran trotzdem dazu auf, das Programm zur Anreicherung von Uran auf Eis zu legen, wie von Internationaler Atomenergiebehörde und UN-Sicherheitsrat gefordert.

Nach Worten des chinesischen UN-Botschafters Wang Guangya stellt der Bericht allerdings weitere Sanktionen gegen Teheran infrage, um die sich Washington bemüht. Berlins Außenminister Frank-Walter Steinmeier plädierte für neue Gespräche: "Jetzt stehen alle Seiten in der Verantwortung, klug zu handeln und diese Chance nicht zu verspielen." (log, AFP, Reuters, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2007)