Wien/Teheran - Mit gut 70 Millionen großteils junger Menschen sei der Iran "ein Schlüsselland für uns im Nahen und Mittleren Osten". Das an Öl und Gas reiche Land könnte nach Ansicht von Karl Hartleb, der nach fünfeinhalb Jahren als Handelsdelegierter in Teheran erst kürzlich nach Wien zurückgekehrt ist, bei einer Entspannung im Konflikt mit den USA auch für mittelständische Unternehmen interessant werden.

"Das Land hat einen großen Bedarf an Investitionen vor allem im Infrastrukturbereich - vom Energiesektor bis zu Kläranlagen und Wasseraufbereitung", sagte Hartleb. Auch in der Automobilindustrie sollten sich Chancen für österreichische Zulieferbetriebe ergeben. Derzeit werden im Iran rund eine Million Autos pro Jahr gebaut inklusive Lkw und Busse. Renault baut den Billigwagen Logan, auch Peugeot ist mit einer Produktion im Iran vertreten. Für Baufirmen sieht Hartleb ebenso gute Chancen wie für Beratungsunternehmen.

Entspannung für OMV-Großprojekt

Von einer Entspannung im Verhältnis zwischen USA und dem Iran könnte auch ein Großprojekt profitieren, das die OMV am Persischen Golf vorantreibt. Das Unternehmen ist an der Entwicklung eines Teils von South Pars, eines riesigen Erdgasfeldes am Meeresgrund auf halbem Weg zwischen dem Iran und Katar, interessiert.

Das Milliardenprojekt, das auch den Bau einer Erdgasverflüssigungsanlage zum Transport des Brennstoffs per Schiff sowie Gaslieferungen über einen längeren Zeitraum vorsieht, sollte nach ursprünglichen Plänen bis Ende dieses Jahres in einen Vertrag gegossen werden. Das wird sich nur mehr schwer ausgehen. "Wir sind noch nicht am Ende der Verhandlungen, das zeichnet sich auch nicht morgen oder übermorgen ab", sagte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer dem STANDARD.

Aufgrund der Abschwächung der Inlandsnachfrage sind die Exporte aus Österreich in den Iran im Vorjahr vorläufigen Zahlen zufolge um 15,6 Prozent auf knapp 340 Millionen Euro zurückgegangen; bis Ende dieses Jahres könnte es noch einmal ein Minus von bis zu 27 Prozent geben. Hartleb ist aber zuversichtlich, dass im Iran bei den Parlamentswahlen im Februar 2008 gemäßigtere Kräfte die Oberhand gewinnen und dass es in der Folge auch eine ökonomische Trendwende geben wird. (Günther Strobl/DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2007)