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Einige Bilder der Ausstellung "Food Design. Von der Funktion zum Genuss"

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Design ist ein eigenartiges Wort. Belächelt, getätschelt, überbewertet, unterbewertet und für viele gerade so greifbar wie eine Nudel mit dem Löffel. In diesem Zusammenhang sprechen wir zeitgeistig vom sogenannten Food-Design, ob's dem Spaghetto nun passt oder nicht.

Es ist der Lifestyle, der mit Unterstützung von Kunstköchen wie dem documenta-12-Teilnehmer Ferran Adrià und seinen molekularen Küchenspielereien zur Etablierung dieses Begriffes beiträgt, dem sich nun eine Ausstellung im Designforum des Museumsquartiers widmet.

Ein Butterbrot (nennen wir seine Formensprache "reduziertes Food-Design"), hat mit Arborio-Reis auf Bittermandeln, bedeckt mit Samt aus Blattmangold (sagen wir dazu "Memphis-Food-Design") so viel gemein wie ein Melkschemel mit einer Rauminstallation von Verner Panton. Und doch folgt auch die Herstellung einfachster Grundnahrungsmittel Prinzipien, die in der klassischen Objektgestaltung durchaus Parallelen finden. Salopp formuliert: Was dem Designer sein Brettl ist, könnte dem Koch der Teig sein, ganz abgesehen von verwandten Bedingungen in Handel und Industrie, die fürs Fischstäbchen wie für den Klappstuhl Gültigkeit haben.

Nicht nur das Auge isst mit

Die Frage, ob man Esswaren genauso als Designobjekte betrachten soll wie Armani-Anzüge, Alessi-Tassen oder Ferraris, beantworten die zwei Kuratoren mit einem Ja. Wer das nicht so sieht oder das Ganze als Chichi-Geschichte abtut, denkt nach einem Besuch des Designforums möglicherweise anders.

Die Ausstellungsmacher Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer gehen der Frage nach, warum dieses eine Butterkeks gerade 52 Zacken zählt und der Radius der Extrawurst jenem der Kaisersemmel entspricht. Die Schau "Food Design. Von der Funktion zum Genuss" gibt aber über weit mehr Aufschluss als über bloße Äußerlichkeiten, denn nicht nur das Auge isst mit: Der Einfluss von Form, Farbe, Geruch, Konsistenz, Verzehrgeräuschen, Herstellungstechniken und Geschichte auf Lebensmittel aller Art steht im Zentrum der Ausstellung.

In einem Bereich der Schau rückt man zum Beispiel durch den Einsatz haptisch korrespondierender Materialien Schwedenbomben, Gummibärchen, Marshmallows etc. zu Leibe. Etwas zu hören bekommt man über Lautsprecher, die Geräusche von Zerbeißen, Schlucken oder Kauen erklingen lassen, denn wo das Food-Design daheim ist, kann für den lifegestylten Würstel-User das Sound-Design nicht weit sein. Man denke an das charakteristische Knacken beim guillotineartigen Anbiss einer Frankfurter.

Wie kommt der Rum in die Kugel?

Die Nase, in Sachen Essen, Pardon, Food-Design eine absolute Hauptsache, bekommt dann in einer Art Geruchslabor Arbeit. Ohne jegliche andere Sinneshilfe erschnüffelt man Vanille, Schokolade, Cola oder sonst etwas. Doch damit nicht genug: Die Kuratoren beschäftigen sich weiters mit Trendgerichten, kulinarischen Abhängigkeiten oder der Bedeutung von Farbcodes beim Erkennen von Speisen.

Bevor diese dechiffriert werden können, muss die Mahlzeit aber zuerst einmal auf den Tisch kommen. Auch dieser Angelegenheit schenkt die Ausstellung Augenmerk, indem sie Transport- und Produktionsfragen behandelt. Preisfrage: Wie kommt der Rum in die Kugel? Wer's weiß, darf früher aus der Ausstellung raus und früher ins Wirtshaus rein. Denn eins dürfte sicher sein. Food-Design macht hungrig. (Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/07/12/2007)