Aspen - Lindsey Vonn ist nach ihrem überlegenen Sieg in Lake Louise auch in der zweiten Saisonabfahrt am Freitag in Aspen die Topfavoritin. Die US-Amerikanerin erzielte am Mittwoch im ersten Training mit 1:34,07 Minuten Bestzeit, verzeichnete jedoch einen Torfehler. Nur 0,35 Sekunden dahinter folgte als Zweite mit Nicole Hosp schon die beste Österreicherin und die Tirolerin war von der Strecke begeistert. "Voll lässig, hier ist alles drin, was eine Abfahrt braucht."

Baustelle

Zumindest für die griffige Piste stimmte das, rundherum funktionierte am Mittwoch hingegen noch nicht viel. Das Training begann daher verspätet, im Ziel gab es weder eine funktionierende Vidi-Wall noch eine für Zuschauer und Medien einsehbare Zeitentafel. So half die viertplatzierte Alexandra Meissnitzer (+0,42) zwischendurch als "Berichterstatterin" für die anwesenden Reporter aus. Die rundherum pausenlos arbeitenden Pistengeräte machten den "Baustellen-Charakter" komplett.

Sorgen

Aber nicht die Arbeiten, sondern die Wetterprognosen bereiten dem Weltcup-Tross in Aspen Sorgen. Eine Schlechtwetterfront sollte schon in der Nacht auf Donnerstag Schnee und Regen bringen, dabei würden viele Mädchen beim Comeback der Abfahrt in Aspen nach 18 Jahren noch dringend eine zweite Fahrt brauchen.

Hosp ist hier überhaupt noch kein Speed-Rennen gefahren, umso zufriedener war die Bichlbacherin mit ihrer inoffiziellen "Bestzeit". "Das ist eine Abfahrt, die mir wirklich liegt. Oben zwei schöne und weite Sprünge, dann viele lässige Kurven, die man ganz genau erwischen muss", sagte Hosp, die beim Auftakt nur 80 Prozent gegeben hatte.

Ob sie hier den Speed-Spezialistinnen am Freitag aber tatsächlich einheizen kann, traute sich die Tirolerin nicht zu sagen. "Die Charakteristik der Strecke liegt mir sicher und dass ich heute Spaß hatte, ist ein wirklich gutes Vorzeichen. Wegen der Höhe fühlt es sich aber eher an wie zwei Minuten", sagte Hosp und erklärte ihrerseits Vonn zur großen Favoritin: "Sie gibt ja im ersten Training nie wirklich Gas."

Hosp wurde postwendend bestätigt. "Ich wollte heute nur das Gelände kennenlernen, hatte aber schnelle Ski", stapelte Vonn tief. "Ich fahre im ersten Training nie schnell, weil ich mich immer steigern will." Der Torfehler habe sie aber eher Zeit gekostet, machte auch Vonn klar, dass der Weg zum Sieg hier nur über sie führt. Ihre Favoritinnen: "Julia Mancuso, Hosp und Elisabeth Görgl, vielleicht Marlies Schild. Diese Abfahrt ist ja fast wie ein Super-G."

Eine Renate Götschl (vor Görgl Achte) dürfe man aber nie vergessen. "Ich weiß nicht, wie ihren Knien die vielen Schläge taugen. Aber sie ist einfach ein Race Day Girl", sagte Vonn. Götschl selbst war nach ihrer gelungenen "Besichtigung" klar: "En Großteil der Entscheidungen fällt auf dieser Abfahrt erst im unteren, technischen Teil."

Chaos

Auch ÖSV-Damenchef Herbert Mandl hatte auf der Piste keine Zeiteninfo. "Ich hätte eher auf eine schnelle Zeit von Andrea Fischbacher (Platz 25/Anm.) getippt, denn unten war sie sehr gut", sagte Mandl, der den Veranstaltern aber nicht böse war. "Man sieht, dass es nach einer so langen Zeit nicht einfach ist, eine Abfahrt zu organisieren. Vieles war nicht fertig, die Helfer sind chaotisch über die Piste gerutscht", berichtete der Coach. "Aber diese lässige Abfahrt ist es wirklich wert. Sie haben sich zurecht darum bemüht."

Zeitdruck

Die Verschiebung eines Aspen-Rennens auf Montag kommt wohl eher nicht in Frage, weil es kommende Woche mit den von Val d'Isere nach St. Moritz verlegten Speed-Rennen weitergeht. "Reisetechnisch ist uns eh lieber, in der Schweiz zu fahren", sagte Mandl. (APA)

Ergebnisse des ersten Trainings am Mittwoch für die Damen-Weltcup-Abfahrt in Aspen:

1. Lindsey Vonn (USA) 1:34,07 Min. (Torfehler) - 2. Nicole Hosp (AUT) 0,35 zurück - 3. Elena Fanchini (ITA) 0,37 - 4. Alexandra Meissnitzer (AUT) 0,42 - 5. Emily Brydon (CAN) 0,51 - 6. Julia Mancuso (USA) und Carolina Ruiz Castillo (ESP) je 0,70 - 8. Renate Götschl (AUT) 0,71 - 9. Elisabeth Görgl (AUT) 0,75 - 10. Chemmy Alcott (GBR) 0,91. Weiter: 20. Marlies Schild 1,59 - 23. Kathrin Wilhelm 1,70 - 24. Katja Wirth 1,71 - 25. Andrea Fischbacher 1,72 - 29. Nicole Schmidhofer (AUT) 1,94 - 33. Ingrid Rumpfhuber 2,27 - 35. Silvia Berger 2,37 - 39. Christine Sponring 2,53 - 49. Maria Holaus (alle AUT) 3,31.