Ramallah - Die Palästinenser-Regierung hat im Westjordanland und im Gazastreifen unter dem Vorwurf der Korruption alle Stiftungen geschlossen. Das Kabinett habe ein siebenköpfiges Komitee eingesetzt, das die Sammlung und Verteilung von Spenden an Arme kontrollieren und übernehmen werde, teilte Religionsminister Jamal Bawatneh am Mittwoch mit. Regierungskreisen zufolge richtet sich die Maßnahme vor allem gegen die Möglichkeiten der den Gazastreifen kontrollierenden Hamas-Bewegung, ihre Anhänger zu versorgen.

Bawatneh begründete die Maßnahmen mit Korruption und Gesetzesverstößen einiger Stiftungsvorstände. "Nicht alle Zakat-Komitees waren korrupt, aber wir haben entschieden, alle abzusetzen, um nicht einzelne hervorzuheben." "Zakat" ("Reinigung") ist eine im Islam vorgeschriebene Spende an die Armen.

Seinen Angaben zufolge wurden in einigen Fällen nur Bruchteile des gesammelten Geldes an Bedürftige ausgezahlt. Der größte Teil der Finanzen sei zum Bau von Supermärkten und Krankenhäusern sowie andere Investitionen verwendet worden.

Im August hat die Regierung bereits mehr als 100 Wohltätigkeitsorganisationen geschlossen, von denen ebenfalls die Mehrzahl der Hamas gehörte. Die radikal-muslimische Organisation verurteilte die Entscheidung gegen die Stiftungen als Versuch der Regierung, die Finanzquellen der international boykottierten Bewegung auszutrocknen. (APA/Reuters)