Innsbruck - "Dieser Vertrag ist nur zum Nachteil Tirols", wettert Albrecht Rudigier aus Kappl und Obmann der "Initiative Heimat Paznaun". Gemeinsam mit Vertretern von Initiativen gegen die Kraftwerksprojekte der Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) hat sich Rudigier am Mittwoch zu Wort gemeldet. "Das ist ein Aufschrei", sagt der Stubaier Luis Töchterle und hofft, dass die Landtagsabgeordneten kommende Woche dem von den Landeshauptleuten Herwig van Staa und Herbert Sausgruber (beide VP) unterschriebenen Vertrag die Zustimmung verweigern. Die Vorarlberger hätten "geschickt verhandelt" und van Staa "über den Tisch gezogen", ätzt Töchterle. 260 Millionen Kubikmeter Wasser Acht Bäche aus dem Tiroler Paznaun- und Stanzertal werden seit 1949 in die Kraftwerksanlagen der Vorarlberger Illwerke übergeleitet. Im Jahre 2040 würde ein Heimfallrecht für die Wasserüberleitungen und -fassungen auf Tiroler Boden wirksam. Van Staa habe nun auf dieses Heimfallrecht verzichtet und die acht Bäche "auf Dauer und unwiderruflich" an die Vorarlberger "verscherbelt". Künftigen Generationen würde damit die Möglichkeit genommen, selbst über die Verwendung von jährlich 260 Millionen Kubikmeter Wasser zu entscheiden, sagt Rudigier.

Dabei habe van Staa nicht einmal ein gutes Geschäft gemacht, denn die Illwerke erhielten 40 Prozent ihres Wasserbedarfs, während die vereinbarten 1,8 Millionen Euro jährlich nur zwei Prozent des damit erwirtschafteten Gewinns darstellen würden. Außerdem sei eine Wertanpassung erst in zehn Jahren möglich, was bei einer durchschnittlichen Inflation einer Wertminderung um 20 Prozent gleichkäme, so Töchterle.

Auf Rechte verzichten

Mit dem Abschluss des Vertrags würde Tirol gleichzeitig auf die bisherigen Strombezugsrechte der Tiwag verzichten. Damit hat Tiwag-Betriebsrat Anton Pertl (VP) "kein Problem". Die Tiwag habe vom Bezugsrecht ohnehin keinen Gebrauch gemacht, weil der Strom zu teuer und nicht "in der gewünschten Qualität" angeboten worden sei. Pertl will dem Vertrag im Landtag zustimmen und hat kein Problem damit, dass etwa das Skigebiet Ischgl den Illwerken etwas bezahlen muss, wenn es Wasser aus dem eigenen Tal für die Beschneiung benötigt: "Das ist normal, das macht die Tiwag auch, wenn sie irgendwo Wasserrechte besitzt."

Van Staa, Mittwoch nicht erreichbar, hat in der Vergangenheit gesagt, dass er die Zahlungen der Illwerke für künftige Hochwasserschäden ansparen will. Mit seinem Wunsch einer Beteiligung an den Illwerken hatte er sich nicht durchgesetzt und sich schließlich mit einem Genussrecht der erwähnten jährlichen 1,8 Millionen Euro zufriedengegeben. (hs/ DER STANDARD Printausgabe 6.12.2007)