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Ayatollah Ali Khamenei, der als oberster Führer auch Oberkommandierender der Streitkräfte ist, mit iranischen Generälen.

Foto: AP /Mehr News Agency, Sajjad Safari
Washington - Die Erkenntnisse der US-Geheimdienste über eine angebliche Aussetzung des iranischen Atomwaffenprogramms im Herbst 2003 beruhen nach Informationen der "New York Times" zum Teil auf Aufzeichnungen über Treffen des iranischen Militärs. Demnach waren die Militärspitzen über die Entscheidung der Staatsführung aufgebracht, das Waffenprogramm und die Entwicklung von nuklearen Gefechtsköpfen zu beenden, berichtete die Zeitung am Donnerstag unter Berufung auf US-Militär- und Geheimdienstkreise.

Warum das Atomwaffenprogramm gestoppt wurde, sei aus diesen Aufzeichnungen nicht hervorgegangen, heißt es in dem Pressebericht. Demnach bedienten sich die US-Geheimdienste noch anderer Informationen, um die im Iran gewonnenen Erkenntnisse zu erhärten. Auf diese Weise habe vermieden werden sollen, eventuell einer gezielten Falschinformation aufzusitzen.

Bush wurde im August informiert

US-Präsident George W. Bush hat nach offizieller Darstellung im Spätsommer von den neuen Geheimdienst-Erkenntnissen über das iranische Atomprogramm erfahren. Geheimdienstchef Mike McConnell habe Bush im August davon in Kenntnis gesetzt, dass die Islamische Republik ihr Atomwaffenprogramm ausgesetzt habe, sagte Präsidentensprecherin Dana Perino. Noch am Dienstag hatte Bush erklärt, McConnell habe ihn nicht im Detail über die neuen Geheimdienst-Informationen unterrichtet. Im Oktober warnte der Präsident vor einem atomar bewaffneten Iran, von dem die Gefahr eines Weltkriegs ausgehe.

Programm 2003 abgebrochen

In ihrer am Montag in Washington veröffentlichten Einschätzung hatten die US-Geheimdienste übereinstimmend festgestellt, dass der Iran sein Programm zum Bau von Atomwaffen Ende 2003 abgebrochen habe. Wegen des starken internationalen Drucks sei die Regierung in Teheran inzwischen "weniger entschlossen", ein Nukleararsenal aufzubauen, hieß es in dem Bericht.

US-Vizepräsident Dick Cheney, der als vehementester Vorkämpfer der Hardliner im Atomkonflikt mit dem Iran betrachtet wird, sieht die Diplomatie Washingtons durch den US-Geheimdienste behindert. Auf die Frage des Online-Magazins "Politico", ob der am Montag veröffentlichte Bericht die amerikanischen Anstrengungen zur Eindämmung der nuklearen Aktivitäten Teherans erschwere, antwortete Cheney am Donnerstag wörtlich: "Mag sein, aber es war von Anfang an nicht leicht".

"Ich bleibe weiterhin beunruhigt", betonte der Vizepräsident, der nach eigenen Worten das "allgemeine Gefühl" teilt, "dass es wichtig war, den Bericht zu veröffentlichen. In jedem Fall wäre er nicht lange geheimgeblieben." Israel hat den US-Geheimdienstbericht angezweifelt und eine Verschärfung der internationalen Sanktionen gegen den Iran gefordert. Außenministerin Tzipi Livni erklärte am Mittwoch, es müsse mit aller Macht verhindert werden, dass der Iran in den Besitz der Technologie für Atomwaffen gelange.

Operationspläne

Nach früheren britischen Medienberichten soll Washington Operationspläne für einen mehrwöchigen Luftkrieg gegen den Iran ausgearbeitet haben. Diese sollen den Einsatz von mit Atomsprengköpfen bestückten Raketen zur Zerstörung unterirdischer Anlagen vorsehen. Zu den Angriffszielen gehöre neben vermuteten Nuklearanlagen - insbesondere in Natanz, Isfahan und Arak - die gesamte militärische Infrastruktur des Landes. Als mögliches Kriegsszenario galt ein Präventivangriff der israelischen Luftwaffe mit dem Argument der Selbstverteidigung gegen die atomare Bedrohung durch den Iran. Die USA würden dann zur Verteidigung Israels in den Krieg eingreifen. 1981 hatte Israel mit einem Lufteinsatz den mit französischer Hilfe errichteten irakischen Atomreaktor "Osirak" zerstört. (APA/dpa)