Hamburg - Insgesamt werden pro Jahr in Deutschland etwa 100 Kinder im Alter bis unter sechs Jahren getötet, erklärte Kriminologe Christian Pfeiffer. Nach Beobachtung von Psychologen töten Mütter oft, weil sie aus ihrer eigenen Situation keinen Ausweg sehen und das Kind nicht alleine leben lassen wollen.

"Massive psychische Störungen, Überforderung mit der Familie und neurotische Krankheiten sind nach häufig die Auslöser, warum Frauen ihre Kinder töten. Männer dagegen wollen mit solchen Taten oft die Frau treffen. Sie können nicht loslassen, wenn die Lebensgefährtin ein neues Leben beginnen will, es ist als ob sie ihren "Besitz" verlieren", erklärte der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts in Hannover.

Suizid

Die meist gebildeten Mütter begehen häufig auch Selbstmord. So ertränkte eine geistig verwirrte Krankenschwester im Mai 1999 bei Stendal (Sachsen-Anhalt) ihre zwei Kinder und versuchte anschließend, sich selbst das Leben zu nehmen. Sie wollte ihren Kindern "ein schlimmes Leben ersparen".

Überforderung

Alleinerziehende mit mehreren Kindern oder Frauen, die an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden, fühlen sich mit der Erziehung oft überfordert. So erstickte eine Mutter mit Borderline-Syndrom ihre drei Kinder in Ratekau (Schleswig-Holstein), weil sie nicht aufhörten zu schreien.

Tötung aus Mitleid oder Rache

Weitere Motive sind die Tötung aus Mitleid, weil das Kind eine schwere Krankheit hat. Mitunter ist auch Rache das Motiv: So hatte eine 38-jährige Mutter vor gut einem Jahr in Hessigheim in Baden-Württemberg ihre beiden neun und elf Jahre alten Söhne getötet und versucht, sich zu vergiften. Sie hatte sich kurz vor der Tat von ihrem Mann getrennt. (APA)