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Ausbildungen von Migranten werden in Österreich häufig nicht anerkannt - der Einstieg in einen ebenbürtigen Job wie in der Heimat ist somit oft unmöglich

Foto: AP/Roberto Pfeil
Wien - Eine neue Beratungsstelle der Stadt Wien soll die Arbeitsmarktsituation für Migranten verbessern: Das "Kompetenzzentrum für Neuzuwanderer" (5. Bezirk, Grüngasse 9/16) berät und begleitet Betroffene seit kurzem bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. Diese sei nämlich eine wesentliche Voraussetzung für den bestmöglichen Berufseinstieg, so Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger.

Integration durch Arbeit

"Arbeit ist der Schlüssel für Integration und soziale Sicherheit", betonte die SPÖ-Politikerin. Das Potenzial von Zuwanderern sei groß und müsse im Sinne von Diversitätspolitik für den Wirtschaftsstandort Wien auch genutzt werden. Derzeit würden viele Migranten Tätigkeiten unterhalb ihres Ausbildungsniveaus in Kauf nehmen, um überhaupt einen Job zu bekommen.

Überqualifikation

"In Österreich sind 21 Prozent der im Ausland geborenen Menschen für ihren Beruf überqualifiziert. Bei Inländern beträgt dieser Anteil nur zehn Prozent", zitierte Frauenberger eine OECD-Studie. Als Fallbeispiele nannte sie taxifahrende Bauingenieure oder Frauen mit Hochschulabschluss, die hierzulande als Reinigungskräfte tätig sind.

Um dem "Teufelskreis Dequalifikation" zu entgehen, brauche es von Beginn an Unterstützung, so die Stadträtin. Konkret bietet das Kompetenzzentrum beispielsweise Begleitung und Hilfestellung bei Anerkennungsverfahren und Weiterbildungsfragen sowie eine Arbeits- und Berufseinstiegsfachberatung an.

Anerkennung

Außerdem können Informationen über Stellen und Behörden, die für Anerkennung, Gleichhaltung und Nostrifizierung ausländischer Bildungsabschlüsse zuständig sind, eingeholt werden. Laut Zentrumsleiter Norbert Bichl sei der Weg zur Anerkennung von Qualifikationen lang und bürokratisch: "Man wird zum Warten ausgebildet", so Bichl.

Erfahrungen

Dies konnte auch Zoran Stajkovic bestätigen, der als einer von rund 90 Personen das Angebot bereits genutzt hat. Der 39-jährige gebürtige Serbe lebt seit 2003 in Wien, sein in der Heimat abgeschlossenes Wirtschaftsstudium sei hier immer noch nicht anerkannt worden. Als ehemaliger Direktor einer Firma im Bereich der Plastikerzeugung arbeite er momentan in einer Reinigungsfirma, erzählte Stajkovic.

Laut Bichl liegt das Hauptaugenmerk der Beratung auf jenen Personen, die im Zuge der Familienzusammenführung nach Österreich kommen. Unterstützung in Form von mutter- oder mehrsprachiger Einzelfallhilfe steht im Vordergrund. Derzeit kümmern sich fünf Mitarbeiter um die Hilfesuchenden. Betrieben wird das Kompetenzzentrum vom Verein "Beratungszentrum für Migranten und Migrantinnen". Die Finanzierung erfolgt durch die Stadt Wien. (APA/red)