Die vom WWF vorgestellte Studie geht davon aus, dass bis zum Jahr 2030 über die Hälfte des Amazonas-Regenwaldes vernichtet sein wird - mit schweren Folgen für das Weltklima.

Foto: WWF/Anton Vorauer
Wien - Die Rolle des Regenwaldes im Klimawandel wird derzeit noch unterschätzt, ebenso die Auswirkungen der umfangreichen Rodungen inmitten der "Grünen Lunge" der Erde. Der World Wide Fund for Nature zitiert dazu eine Studie, in der vorgerechnet wird, dass bis 2030 mehr als die Hälfte des Amazonas-Waldes zerstört sein könnte, was drastische Folgen für den Kohlenstoffhaushalt hätte.

Der Autor Dan Nepstad vom Woods Hole Research Center in Massachusetts rechnete damit, dass in so einem Fall von heute bis 2030 55,5 bis 96,9 Mrd. Tonnen CO2 zusätzlich freigesetzt würden. Letztere Zahl wäre mehr als das doppelte der jährlichen weltweiten Kohlendioxid-Emissionen von heute.

Bis 2030 55 Prozent zerstört

"Die Wichtigkeit des Amazonaswaldes für das Weltklima darf nicht heruntergespielt werden", warnte Nepstad. Als Grundlage für das Szenario dienen Berechnungen über die Trends in Landwirtschaft und Viehzüchtung, Feuer, Dürre und Abholzung. Insgesamt könnten den Berechnungen des Wissenschafters zufolge bis 2030 55 Prozent des Amazonas-Regenwaldes zerstört werden, wenn es so weiter geht wie bisher. Wenn dann zusätzlich noch die Niederschläge zurückgehen, wie dies von Wissenschaftern angenommen wird, könnten zusätzliche vier Prozent des Waldes auf der Strecke bleiben.

Teufelskreislauf Waldzerstörung

Studien-Autor Dan Nepstad betonte, der Amazonasregenwaldes sei nicht nur unverzichtbar für die Kühlung des Planeten, sondern auch eine große Süßwasserquelle, die sogar Meeresströmungen beeinflussen könnte. Darüber hinaus sei der Regenwald ein gewaltiger Kohlenstoffspeicher. Holzt man diesen ab, entweicht Kohlendioxid in die Luft.

Die Erderwärmung trägt laut WWF dazu bei, dass die Amazonas-Niederschläge um 20 Prozent zurückgehen werden. Die Temperaturen in dem Gebiet werden laut der Studie bis zu zweiten Hälfte des Jahrhunderts zwischen zwei und acht Grad ansteigen. Schon jetzt verursache die Waldvernichtung durch veränderte Landnutzung und Viehzüchtung im brasilianischen Teil des Amazonas jährlich bis zu 0,2 bis 0,3 Mrd. Tonnen jährlich. Dies könne sich sogar verdoppeln, wenn die Dürre und Waldfeuer zunehmen.

Weniger Regen

Eine weitere Zerstörung des Regenwaldes wird sich laut WWF auch auf das globale Wetter auswirken: Die Folge seien weniger Regenfälle in Indien und Zentralamerika, ebenso wie in den großen Getreideanbaugebieten der USA und Brasiliens.

Um die Waldvernichtung aufzuhalten, plädiert die Umweltschutzorganisation dafür, die Schutzzonen auszuweiten. Außerdem müsse man die negativen Folgen der Viehzüchtung und von Infrastrukturprojekten abfedern. Außerdem brauche es die Unterstützung der reichen Staaten. Nur wenn diese ihre Emissionen zurückfahren, könne man den Amazonas schützen. (APA/red)