Der Lotuseffekt macht es möglich: Blaue Wassertropfen perlen auf Holz ab. Bewirkt wird der Effekt durch einen wasserabweisenden Spray – eines von hunderten Produkten, die bereits auf Nanotechnologie basieren.

Foto: BASF
Diesmal freilich kamen die Fragen – im Rahmen einer Veranstaltung des Risiko:dialogs – von interessierten Laien und kritischen Konsumenten, die nicht mit allen Antworten vom Podium restlos zufrieden waren.

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Wien – Welche Produkte gibt es bereits zu kaufen, die Nano-Partikel enthalten? Und wie riskant ist es, sie auch zu verwenden? Das waren die beiden drängendsten Fragen, die am Donnerstag Abend im mit über 200 Personen übervollen Dachgeschoß der Wiener Urania vom Publikum gleich mehrmals den Nano-Experten am Podium gestellt wurden.

Im Rahmen der vom Umweltbundesamt und dem Radiosender Ö1 initiierten Plattform Risiko:dialog ging es diesmal um die kleinen Teilchen mit dem großen Potenzial, deren mögliche Risiken noch nicht wirklich restlos abzuschätzen sind.

Und wie sich herausstellen sollte, weiß man auch nicht wirklich, in wie vielen Produkten im Supermarkt tatsächlich "Nano" drin ist. Antonia Wenisch vom Österreichischen Ökologieinstitut berief sich auf eine US-Liste, die von 600 Produkten spricht – von Lacken über Sonnencremes bis zu Reinigungsmitteln.

Wolfgang Heckel, Physiker und Direktor des Deutschen Museums in München, gibt sich ein wenig polemisch: "In allen Dingen sind Nano-Teilchen – Atome und Moleküle – drin." Die Sorgen mancher Konsumenten angesichts von Nano-Partikeln in der Sonnencreme (die nicht deklariert sein müssen) konnte er – mit Verweis auf die Millionen Liter bereits verschmierter Creme – auch nicht wirklich teilen.

Debakel unwahrscheinlich

Zurzeit scheint es unwahrscheinlich, dass die Nanotechnologie nach der Atomkraft und der Gentechnik das dritte öffentliche Wissenschaftsdebakel wird. Zwar wird heute alles Mögliche (bis zum iPod) unter dem Begriff verkauft. Doch dahinter verbergen sich viel zu verschiedene Produkte und Verfahren.

Was freilich eine riesige Herausforderung für ihre Zulassung schafft, warnte Antje Grobe von der Stiftung Risiko-Dialog. Denn eigentlich müsste jedes neue "Nano"-Produkt eigens zugelassen werden. Im Publikum wäre man schon mit einer Deklarationspflicht zufrieden gewesen. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 7. Dezember 2007)