Die von ihr gegeißelte „Männerpolitik“, ihre sozialistische Partei und ihr Ex-Lebensgefährte machen es ihr aber nicht leicht.

*****

Wer greift da nun wen an – Ségolène Royal die Machos oder umgekehrt? Die Frage stellt sich diese Woche auf akute Weise in Paris: Die 54-jährige Sozialistin rechnet in einem Buch mit der „männlichen“ Politik ihres Landes ab, wird aber auch selbst zu deren Zielscheibe. Royals Publikation heißt in Anlehnung an ein bekanntes Chanson „Ma plus belle histoire, c’est vous“ – „Meine schönste Geschichte seid ihr“ und richtet sich an jene 17 Millionen Wähler, die ihr im Mai zu letztlich ehrenvollen 47 Prozent der Stimmen gegen den späteren Präsidenten Nicolas Sarkozy verhalfen. „Ich kenne noch nicht den Ort noch die Zeit, aber eines Tages sehen wir uns wieder“, verspricht sie und macht damit auch klar, dass ihr Ziel die nächsten Präsidentschaftswahlen in fünf Jahren ist.

Zuerst muss Royal aber die Vergangenheit bereinigen. Sie verwahrt sich ausführlich gegen den Vorwurf der Inkompetenz. Ihr „einziger Fehler“ habe darin bestanden, nach der Investitur durch ihre Partei „keine ausreichende Zahl von sozialistischen Tenören“ hinter sich geschart zu haben.

Die Hauptschuld sieht sie aber bei den Angesprochenen. Die Parteifreunde Dominique Strauss-Kahn und Laurent Fabius hätten sie gleichsam „zermalmen“ wollen, als sie intern ausgeschieden seien; die Ex-Premierminister Lionel Jospin und Michel Rocard hätten ihr gar offen von der Kandidatur abgeraten, statt sie zu unterstützen. Und auch Parteichef François Hollande – ihr bisheriger Lebenspartner – habe die Kampagne nur „von fern“ verfolgt, statt sich für den Wahlsieg der Linkskandidatin zu engagieren.

Nachdem Royal kurz nach der Wahl ihre private Trennung von Hollande bekannt gegeben hatte, macht sie jetzt publik, dass er sich falsche Hoffnungen mache, wenn er jetzt wieder mit der Idee einer „Rückkehr“ an sie trete. Auch wenn sie es nicht so klar formuliert, sieht sich Royal offensichtlich als Opfer einer Politik, die „von Männern für Männer“ gemacht sei. Dass die Pariser Machtzirkel nicht frei sind von Machismus, äußerte sich während der Wahlkampagne in der Tat in abschätzigen Bemerkungen über die „Madonna der Umfragen“. Falsch liegt Royal aber mit der Behauptung, Sarkozy habe nur gewonnen, weil seine Partei – wie auch die Wirtschaft und die Medien – klarer zu ihm gestanden sei: Der heutige Staatschef hatte in der UMP mit Dominique de Villepin und Jacques Chirac mindestens so gefährliche Feinde.

Diese wurden allerdings mundtot gemacht – während Royal auch mit ihrem Buch nur neuen Zwist im Parti Socialiste sät. Nun rümpfen sogar ehemalige Weggefährten die Nase. Der Abgeordnete Julien Dray meint, jetzt sei nicht der Zeitpunkt, die kriselnde Partei weiter zu spalten; der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë will, dass sich Royals Anhänger aus den anstehenden Lokalwahlen im Frühling heraushalten. Nun hat sich auch noch Hollande zu Wort gemeldet. „Es bringt nichts, anderen eine Verantwortung an der Niederlage zuzuschieben“, meinte er an die Adresse seiner Ex-Partnerin, mit der er vier Kinder hat. Besser wäre, so fügte er nicht minder bissig an, etwas „mehr ideologische Kohärenz“. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 8.12.2007)