Der verschobene Börsengang der Wassersparte beim Energieriesen RWE hat die gesamte Versorger-Branche belastet. Während die RWE-Aktie in der Spitze rund zehn Prozent verlor, kamen die übrigen Versorger-Titel mit einem „blauen Auge“ davon. Doch die einst als Witwen- und Waisen-Papiere eingestuften Titel scheinen angeschlagen – dies ist ein idealer Zeitpunkt für ein Investment in Zertifikate-Strukturen, die dicke Seitwärtsrenditen abwerfen.

Der abgesagte Börsengang

Eigentlich gibt es keinen Grund zur Klage: RWE legte vor rund zwei Wochen ausgezeichnete Neun-Monats-Zahlen vor. Das operative Ergebnis sprang um 17 Prozent auf knapp sieben Mrd. Euro und das Nettoergebnis schoss gar 35 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro empor. Doch die Gesichtszüge der Anleger verfinsterten sich, als das Management eine Verschiebung des ursprünglich noch für das Jahr 2007 anvisierten Börsengangs der US-Wassersparte American Water bekannt geben musste. Begründet wurde die Entscheidung mit dem negativen Kapitalmarktumfeld an der Wall Street im Zuge der Subprime-Krise. Und schon rutschte die Aktie, die sich auf Rekordniveau bei rund 96,00 Euro befand, knapp zehn Prozent ab. Denn die Investoren hatten auf eine dicke Sonderdividende aus den Börsengang-Erlösen spekuliert und wurden dann enttäuscht.

Seitwärtsbewegung realistisch

Die Schwäche der RWE-Aktie strahlte rasch auf andere klassische Versorger-Werte aus. So beendete die E.ON-Aktie ihren steilen kurzfristigen Höhenflug und setzte zu einer Zwischen-Konsolidierung an. Auch in der kräftigen Erholung der letzten Tage erwies sich der Sektor als Underperformer gegenüber dem Gesamtmarkt. Somit droht die Gefahr, dass sich die charttechnische Situation eintrübt und der intakte langfristige Aufwärtstrend der deutschen Strom-Riesen bricht. Dem steht eine relativ günstige fundamentale Bewertung gegenüber. So kostet die RWE-Aktie das 14-fache des geschätzten Gewinns für 2008, E.ON wird mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15 bewertet. Hinzu kommen recht attraktive Dividendenrenditen, die zwischen drei und vier Prozent liegen. Ein massiver Absturz sollte daher auch bei einer kräftigen Konsolidierung des Gesamtmarktes vermieden werden.

Attraktive Bonus-Papiere auf E.ON…

Attraktive Bonus-Papiere auf E.ON…

Ideal in dieses Umfeld passen klassische Bonus-Zertifikate, wobei bei der Auswahl natürlich die steuerliche Situation berücksichtigt werden muss. Daher sollte die Fälligkeit vor dem Ende der Übergangsfrist für die Abgeltungsteuer liegen. Dies ist bei einem „Bonus Cap“ der Société Générale (ISIN DE 000 SG0 DSQ 3) auf E.ON der Fall, welches im Dezember 2008 ausläuft. Es wirft eine Bonus-Rendite von 8,3 Prozent oder acht Prozent p.a. ab, sofern die Schwelle bei 80,00 Euro nicht verletzt wird. Dies entspricht einem Sicherheitspuffer von 42,4 Prozent. Dabei liegt die Barriere knapp unterhalb der Tiefs des Jahres 2006. Allerdings sind Gewinne oberhalb des Bonus-Niveaus bei 141,72 Euro nicht möglich, da hier ein Cap eingebaut wurde. Wer es etwas offensiver haben will, der wird ebenfalls bei der Société Générale (ISIN DE 000 SG0 LTR 2) fündig: Bei identischer Laufzeit fahren Sie hier eine Bonus-Rendite von 14,6 Prozent oder 14 Prozent p.a. ein, wenn der Basiswert nicht unter 98,00 Euro abrutscht. Daraus errechnet sich ein Risikopuffer von 29,4 Prozent. Der Höchstbetrag liegt bei 165,00 Euro.

… doch auch die RWE-Bonüsse sind sehenswert

Als etwas riskantere Variante für RWE eignet sich ein „Bonus Cap“ von der BNP Paribas (ISIN DE 000 BN0 0E4 0) mit einem Höchstbetrag bei 120,00 Euro, der gleichzeitig dem Bonus-Niveau entspricht. Hier ist eine Bonus-Rendite von 21,2 Prozent oder 20 Prozent p.a. erzielbar, wenn die bei 74,00 Euro platzierte Barriere bis Mitte Dezember 2008 nicht verletzt wird. Der Risikopuffer beträgt nur 20,9 Prozent, die Marke von 74,00 Euro liegt jedoch knapp unter der markanten Unterstützung bei 75,00 Euro. Wer lieber konservativer investieren will, setzt auf ein Produkt der Deutschen Bank (ISIN DE 000 DB0 TQS 1), welches ebenfalls im Dezember 2008 fällig wird. Hier liegt die Barriere bei 57,00 Euro, die damit 39,1 Prozent entfernt ist. Dem steht eine Bonus-Chance von 10,5 Prozent oder 9,9 Prozent p.a. gegenüber. Auch bei diesem Papier liegt die Schwelle unterhalb der Tiefs des Vorjahres.

Der Kölner „Multi“ muss sich nicht verstecken

Wie bei der Flut an „Multi Bonus“-Zertifikaten nicht anders zu erwarten, finden sich auch entsprechende Produkte, die auf Versorger-Aktien abzielen. Besonders interessant ist ein entsprechendes Zertifikat von Sal. Op-penheim (ISIN DE 000 SEL 1E9 1) mit einer Laufzeit bis Juni 2009, womit also entsprechende Gewinne ebenfalls noch steuerfrei zu erzielen sind – bei einer Haltedauer von mindestens zwölf Monaten. In der Multi-Struktur ist neben den beiden deutschen Versorgern auch die französische Total-Aktie dabei. Diesen Titel jedoch als Versorger zu definieren, ist zumindest strittig. Denn das Unternehmen ist eher den Öl-Konzernen zuzurechnen, der zudem Anfang November eine ernüchternde Nachricht den Anteilseignern überbrachte: Obwohl der Ölpreis im dritten Quartal sieben Prozent zugelegt hat, erzielte der Konzern im gleichen Zeitraum lediglich ein Umsatzplus von drei Prozent. Der bereinigte Gewinn fiel überraschend um acht Prozent.

Im 3. Teil: Total enttäuscht

Total enttäuscht

Schuld daran hatte vor allem die Abwertung des US-Dollars. Mittlerweile hat sich der Aktienkurs aber wieder gefangen. So zeigte der Quartalsbericht auch, dass es Total gelungen ist, die Produktion wieder etwas hochzufahren. Was ebenfalls für den Titel spricht, sind die jüngsten Explorationserfolge. So berichtete das Unternehmen über „beträchtliche“ Ölfunde auf den Feldern in Kongo, Angola und Indonesien. Gut vorankommen sind auch zahlreiche Projekte wie die Zusammenarbeit mit Gazprom bei der Erschließung des riesigen Shtokman-Reservoirs in Russland oder der Einstieg beim viel versprechenden kanadischen Ölsand-Projekt Joslyn. Ausgerechnet dieser Basiswert ist derzeit mit einem Abstand zur relevanten Schwelle von 37,4 Prozent der „Schwächling“ des Trios. Die Barrieren von RWE und E.ON liegen bei 80,72 Euro bzw. 56,14 Euro und sind damit komfortablere 40,1 Prozent bzw. 41,9 Prozent entfernt. Dem steht eine aktuelle Bonus-Rendite von 21,5 Prozent oder 13,4 Prozent gegenüber.

Das mehrfache Risiko

Stellt man jetzt die entsprechenden Renditen der beiden konservativen Bonus-Papiere auf einzelne Basiswerte gegenüber, ist bei vergleichbaren Risikopuffern eine etwas höhere Rendite erzielbar. Allerdings sollte man dabei beachten, dass bei der Multi-Struktur ein dreifaches Einzelaktienrisiko ins Depot gepackt wird, während Anleger bei den Klassikern nur einfaches Risiko einkaufen. Um dabei stets einen aktuellen Überblick zu behalten hat das ZertifikateJournal seine Datenbank geöffnet und stellt tagesaktuell eine entsprechende Liste mit allen an der Börse gehandelten „Multi Bonüssen“ tagesaktuell zum kostenlosen Download auf www.zertifikatejournal.de bereit.

Im 4. Teil: Der „Multi“ mit unbegrenzter Partizipation

Der „Multi“ mit unbegrenzter Partizipation

In dieser Liste ist auch schnell zu erkennen, dass der zweite derzeit verfügbare „Versorger Multi“ weitaus weniger attraktive Renditen aufweist. Er kommt von der Société Générale (ISIN DE 000 SG0 DDV 5) und läuft bis Mitte Dezember 2008. Hier können Sie „nur noch“ eine Bonus-Rendite von 3,3 Prozent oder 3,2 Prozent p.a. einfahren. Dafür ist dieses Produkt nicht mit einem Cap versehen. Vielmehr kommt die Performance der schlechtesten Aktie am Laufzeitende zur Auszahlung, wenn sich alle Basiswerte oberhalb des Bonus-Niveaus befinden. Neben RWE und E.ON wurde der französische Versorger Électricité de France (EdF) als dritter Basiswert hinzugefügt. Der Energiekonzern, der sich zu rund 86 Prozent im Besitz des französischen Staates befindet, ist in Deutschland in erster Linie durch seine Beteiligung am EnBW-Konzern bekannt.

Die Franzosen sind fundamental teuer

Seit der Teilprivatisierung und dem Börsengang Ende 2005 kennt auch diese Aktie nur den Weg nach oben. Aus fundamentaler Sicht ist der Basiswert mit einem 2008er KGV von 27 jedoch wesentlich teurer als die deutschen Rivalen. Trotzdem sollte die bei rund 85,00 Euro pendelnde Aktie ihre Schwelle bei 44,48 Euro, was einem Puffer von 47,6 Prozent entspricht, nicht reißen. Auf ähnlichem Niveau bewegen sich die Barrieren-Abstände bei E.ON und RWE mit 45,2 Prozent bzw. 46,4 Prozent. Wer also extrem zuversichtlich für die Versorger-Aktien ist, findet hier eine risikogepufferte Möglichkeit bei unbegrenzter Partizipation. Bei solch einer positiven Marktmeinung, sollte der Investor jedoch eher zu einem klassischen „Open End“-Zertifikat greifen. Dies ist bei der Commerzbank (ISIN DE 000 CB5 XRH 4) im Angebot und bezieht sich auf den „EURO STOXX Utilities“. Bei voller Dividendenanrechnung und einem Spread von 0,65 Prozent verfügt das Papier über attraktive Konditionen. Mit 32 Werten ist das Barometer breit gestreut, wobei sich E.ON, RWE und EdF unter den acht schwersten Werten befinden. Mit Blick auf unsere Brancheneinschätzung halten wir jedoch gepufferte Produkte, die auch attraktive Seitwärtsrenditen abwerfen, für die bessere Wahl.

Die Versorger gibt es auch im Express

Eine attraktive Renditechance bietet auch ein gebrauchtes Express-Zertifikat der Commerzbank (ISIN DE 000 CB5 PET 3), welches sich auf E.ON und RWE bezieht. Hier zahlen die „Gelben“ im August des kommenden Jahres 111,00 Euro zurück, wenn beide Basiswerte maximal zehn Prozent unter Startniveau notieren. Aktuell stehen beide Aktien jedoch deutlich über ihren Ausgabeniveaus: E.ON ging bei 123,77 Euro ins Rennen und verfügt nun über einen zulässigen Verlust von 19,7 Prozent bis zur relevanten Marke bei 111,39 Euro. RWE startete bei 81,90 Euro und konnte seit Emission sogar 14,5 Prozent klettern, so dass sich der Abstand zur 90-Prozent-Marke bei 73,71 Euro sogar auf 21,3 Prozent erhöht hat. Mit Blick auf die kurze Frist bis zum Überprüfungstermin im August 2008 sollten diese Linien nicht mehr verletzt werden. Dem steht bei einem aktuellen Zertifikate-Kurs von 100,26 Euro eine attraktive Express-Rendite von 10,4 Prozent oder hochgerechneten 15 Prozent p.a. gegenüber. Einziges Manko: Aufgrund der Unterjährigkeit sind die Gewinne voll steuerpflichtig. Sollte es mit der Tilgung nicht klappen, sinkt in den beiden Folgejahren die für die Rückzahlung relevante Schwelle beider Basiswerte um fünf Prozentpunkte bei einem jeweils um elf Euro erhöhten Rückzahlungsbetrag. Endgültig abgerechnet wird im August 2011. Sofern dann die beiden Versorger nicht um 45 Prozent gefallen sind, gibt es immerhin noch den Nominalwert von 100,00 Euro zurück.