Weltwirtschaft

Immer neue Wellen der Finanzmarktkrise und die rekordhohen Ölpreise fordern ihren Tribut: Die Abschwächung der Weltwirtschaft fällt prononcierter aus als bislang erwartet. Mit rund 4½% wächst das globale Bruttoinlandsprodukt 2008/09 so langsam wie seit 2003 nicht mehr. Eine regelrechte Wachstumsrezession ist allerdings wenig wahrscheinlich.

Gleichzeitig wird das weltweite Wachstum ausgeglichener. Für die USA erwarten wir 2008 ein realwirtschaftliches Plus von 1,7%; der Euroraum sollte nächstes Jahr mit 1,9% wachsen, Japan mit 1,5%. Emerging Asia bzw. China bleiben an der Spitze der Wachstumsliga (+8,2% bzw. +9,8%).

USA

Die Rezession im US-Immobilienmarkt ist noch nicht vorüber. Der kräftige Rebound der US-Wirtschaft im zweiten und dritten Quartal war überzeichnet. Das Wachstum fällt im laufenden Vierteljahr deutlich zurück und bleibt mit 1,7% auch nächstes Jahr weit unter seinem langfristigen Trend (2007: +2,2%).

Eine Rezession ist trotz Subprime-Krise und rekordhoher Ölpreise aber unwahrscheinlich. Die Einkommen legen weiter spürbar zu, die Arbeitslosigkeit steigt nur moderat, und der Exportsektor profitiert vom schwachen USD. Hinzu kommen nachhaltige fiskalpolitische Impulse.

Zudem wird die Fed die Leitzinsen noch zwei Mal um je 25 Basispunkte senken (Dezember & Januar). Die dann 125 Basispunkte Zinssenkung seit Mitte September sollten mit dazu beitragen, die Konjunktur im Jahresverlauf 2008 zu stabilisieren und sukzessive wieder an das (nun niedrigere) Trendniveau von rund 2¾% heranzuführen.

Euroraum

Nach fast drei Jahren starken Wachstums fällt es 2008 mit +1,9% wieder unter Potenzial (2007: +2,7%). Grund für die Wachstumsverlangsamung sind die verschärften Kreditkonditionen, die schlechtere Stimmung sowie der Höhenflug des Euro.

Exporte und Investitionen sind also besonders betroffen, während sich der Private Verbrauch 2008 gut behaupten dürfte.

Gleichzeitig zieht, getrieben von weiter steigenden Öl- und Nahrungsmittelpreisen, die Inflation weiter an. Auch die Kernrate driftet nach oben.

In diesem Spannungsfeld wird die EZB den Leitzins 2008 unverändert lassen. Markterwartungen und EZB-Rhetorik sollten vor allem in den nächsten Monaten aber ziemlich stark auseinanderlaufen.

Staatsanleihemärkte

Die anhaltend hohe Risikoaversion im Verbund mit schlechten Konjunktur- und Unternehmensnachrichten dürften bis zum Frühjahr 2008 die Renditen für Staatsanleihen weiter abrutschen lassen. Die Kurven werden noch steiler.

Im Zuge der Stabilisierung von Finanzmärkten und Konjunktur aber dürften die Langfristzinsen danach wieder anziehen – allerdings nur moderat! Per Ende 2008 erwarten wir die Rendite 10jähriger T-Notes bei 4,60%, die von Bunds bei 4,35% – und wieder deutlich flachere Kurven.

Wechselkurse

Der Höhenflug des Euro geht noch weiter. EUR-USD steigt bis Frühjahr 2008 auf 1,55, um danach allerdings wieder abzubröckeln – weil der politische Widerstand gegen einen zu starken Euro zunimmt und gleichzeitig Fed- Senkungen wieder ausgepreist werden. Per Ende 2008 erwarten wir EUR-USD bei 1,45.

Im Zuge der Aufwertung des chinesischen Yuan wird auch der Yen 2008 wieder etwas zulegen können. Carry Trades verlieren an Attraktivität.