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Die US-amerikanischen Streitkräfte begutachten nach der Veröffentlichung des Geheimdienstberichtes ihre weitere Iran-Strategie. Zu einer Kursänderung komme es allerdings nicht, so Generalleutnant John Sattler.

Foto: REUTERS/Mohanned Faisal
Washington - Nach dem US-Geheimdienstbericht über die Einstellung des iranischen Atomwaffenprogramms überprüft das US-Militär seine Strategie mit Blick auf den Golfstaat. US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte dem US-finanzierten Fernsehsender El Hurra TV am Freitag (Ortszeit) in Bahrain, der Iran könne "schlagartig" ein geheimes Atomprogramm wieder aufnehmen.

Deshalb müsse der Druck auf Teheran aufrechterhalten werden. Zum Schutz anderer Golfstaaten forderte Gates einen "Luft- und Raketenschutzgürtel" gegen einen drohenden Raketenangriff des Iran.

"Keine Kurskorrektur"

Generalleutnant John Sattler vom US-Generalstab sagte, es habe bei der Armee keine Kurskorrektur gegeben. Das Pentagon überprüfe die Auswirkungen des Geheimdienstberichts noch. Auf die Frage von Journalisten, ob der Iran durch die Geheimdienst-Erkenntnisse als weniger bedrohlich gelte, sagte Sattler: "Darüber beraten wir noch."

Neben den Geheimdienstinformationen gingen auch andere Entwicklungen in die Bewertung mit ein, darunter beispielsweise die Zusage des Iran, keine Waffenlieferungen an Aufständische im benachbarten Irak mehr zu unterstützen. Generalleutnant Carter Ham sagte, es gebe weiter Hinweise darauf, dass der Iran Rebellen im Irak trainiere und mit Waffen und Munition ausrüste.

In dem am Montag veröffentlichten Bericht der 16 US-Geheimdienste heißt es, Teheran habe als Reaktion auf internationalen Druck und die zunehmende Isolierung des Iran das Atomwaffenprogramm schon 2003 unterbrochen. Die Einschätzung hatte die von der US-Regierung entschieden vertretene These erschüttert, dass der Iran an der Entwicklung von Atomwaffen arbeitet. Politischen Beobachtern zufolge ist nach dem Geheimdienstbericht ein mit dem Atomprogramm begründetes militärisches Vorgehen der USA gegen Teheran ausgeschlossen.

Konsequenzen für Raketenschild in Osteuropa

Die Erkenntnisse der Geheimdienste könnten auch Konsequenzen für den geplanten US-Raketenschild in Osteuropa haben, für den Washington vor allem unter Hinweis auf eine angebliche Bedrohung durch sogenannte Schurkenstaaten - wie etwa den Iran - wirbt. Moskau wehrt sich vehement gegen die Pläne und betont, der Iran sei keine direkte Bedrohung.

Pentagon-Pressesprecher Geoff Morrell sagte in Bahrain, die Gründe für die Stationierung von Raketenabfangsystemen und einem Radar in Polen und Tschechien hätten sich nicht geändert: "Auch wenn der Iran sein Atomprogramm ausgesetzt hat, bleiben seine konventionelle Waffen eine Bedrohung für Europa", sagte er. Deshalb solle an dem Raketenschild festgehalten werden. (APA)