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Glück im Unglück hatte Alexandra Meissnitzer. Trotz eines fürchterlichen Sturzes kam sie relativ glimpflich davon.

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Grund zu Feiern gab es für Team Kanada. Siegerin Britt Janyk hatte auch für Kollegin Kelly Vanderbeek (6./li) ein Schlückchen über.

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Aspen - Die Kanadierin Britt Janyk hat am Samstag in Aspen überraschend eine Weltcup-Abfahrt gewonnen, die wohl besser nie gestartet worden wäre. Janyk siegte auf katastrophaler Piste und verkürzter Strecke in 1:14,17 Minuten vor den beiden Österreicherinnen Marlies Schild (+0,42) und Renate Götschl (+0,46). Weil nach Alexandra Meissnitzer auch die junge Französin Anne-Sophie Barthet schwer stürzte, wurde das Rennen nach 37 Starterinnen wegen "unfahrbarer Bedingungen" abgebrochen.

Neuschnee

Aus der Sicht vieler Läuferinnen und fast aller Trainer wäre es besser gewesen, das Rennen gar nicht erst zu starten. Denn trotz intensiver Bemühungen war es den Organisatoren nicht gelungen, den vielen Neuschnee ausreichend aus der Strecke zu bringen. Trotzdem gab FIS-Renndirektor Atle Skaardal die erste Damen-Abfahrt in Aspen seit 1988 und die erste auf US-Boden seit 1997, die offenbar unbedingt stattfinden sollte, dann doch vom Super-G-Start frei.

Wenigstens profitierte Schild von Startnummer eins. Sie fuhr zum zweiten Mal in ihrer Karriere auf das Abfahrts-Podest und baute ihre Weltcup-Führung aus. Den Luftsprung, den sie schon für ein Ergebnis in den Top 15 angekündigt hatte, unterließ sie dann aber angesichts der schweren Verletzungen ihrer Kolleginnen. "Ich mag gar nicht hinschauen", wandte sie sich entsetzt ab, als die Französin schwer stürzte. "Natürlich freue ich mich über Platz zwei. Aber ich hatte auch Glück mit Nummer eins", sagte Schild, die am Sonntag im Slalom Top-Favoritin ist.

Meissnitzer nicht schwer verletzt

"Null Sicht, unruhig, Löcher und sehr, sehr weich", beschrieb Andrea Fischbacher nach ihrer Fahrt die Piste. Die Salzburgerin war als dritte Österreicherin ins Rennen gegangen. Unmittelbar nach ihr kam Meissnitzer schon nach zwölf Fahrsekunden nur minimal von der Ideallinie ab und wurde kopfüber ins Netz katapultiert. Die mit 34 Jahren älteste und routinierteste Läuferin des Feldes musste danach mit einem Akja zu Tal und von dort ins lokale Krankenhaus gebracht werden. Die Diagnose ergab eine Gehirnerschütterung sowie eine schwere Knochenprellung mit Einblutungen im linken Schienbeinkopf. Sie muss nun zumindest vier bis sechs Wochen pausieren.

Auch die 19-jährige Französin Anne-Sophie Barthet ist nach ersten Informationen bei ihrem Sturz nicht allzu schwer verletzt worden. Sie erlitt eine Kniescheiben-Luxation, genauere Untersuchungen standen aber noch aus.

Pause

Die rund 20-minütige Pause hatte zur Folge, dass Nicole Hosp auf ihren Start verzichtete. "Es ist nicht lustig, wenn man eine Teamkollegin vor sich schwer stürzen sieht", erklärte die Tirolerin, obwohl ihr als Mitfavoritin eine Menge Punkte für den Gesamtweltcup entgangen waren. "Es stand einfach nicht mehr dafür. Oben war die Spur nur einen Meter breit, daneben war Tiefschnee", beschrieb Hosp die Strecke. "Außerdem hätte ich nach der langen Unterbrechung ohnehin keine Chance mehr gehabt."

Rückzug

Auch Christine Sponring zog auf Anraten der ÖSV-Trainer zurück, Nicole Schmidhofer und Maria Holaus wurden gar nicht mehr an den Start gebracht. Diesem Schritt der Österreicher folgten dann auch andere Nationen wie die Schweizer und die Deutschen, letztlich machte aber ohnehin aufziehender Nebel eine Fortsetzung unmöglich. "Man konnte zwar nicht voll durchziehen, ich habe mich aber noch relativ sicher gefühlt", erklärte Elisabeth Görgl, die mit Startnummer 15 Neunte geworden war.

Mandl: "Verantwortungslos"

"Dieses Rennen hätte nie gestartet werden dürfen. Das war unverantwortlich, unfair und unsicher", übte hingegen ÖSV-Damenchef Herbert Mandl heftige Kritik. Die ÖSV-Coaches hatten schon in der Früh ärgste Bedenken angemeldet. Bei solchen Bedingungen würden die Mädchen sonst nicht einmal trainieren, hatten sie ausgerichtet. "Muss wirklich immer etwas passieren?", war an diesem Tag eine der am häufigsten gestellten Fragen.

Der Chef der Deutschen Maria Riesch ("Diese Piste war nicht weltcupwürdig, das war eine Verhöhnung") Wolfgang Mair, hielt sich ebenfalls nicht mit Kritik zurück. "Das war verantwortungslos. Damit hat man dem Frauen-Rennsport mehr geschadet als Gutes getan."

Positiver sahen es natürlich die Frauen, die auf dem Podest gelandet waren. Allen voran Janyk, die so zu ihrem ersten Weltcup-Sieg überhaupt kam. Götschl, aber auch die von ihr um 5/100 auf Platz vier verwiesene Top-Favoritin Lindsey Vonn trotzten hingegen trotz hoher Startnummern (21 bzw. 17) den widrigen Verhältnissen relativ problemlos. "Es ist für alle gleich", sagte Vonn und kommentierte ihr Rennen sogar humorvoll. "Ich bin ja keine Tiefschnee-Fahrerin."

Götschl: "Brutale Piste"

Götschl gestand: "Es war ein wirklich schwieriges Rennen auf einer brutalen Piste. Gottseidank habe ich mit schlechter Sicht aber kein Problem. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich nicht starten sollte", bewies die Speed-Queen aus der Steiermark einmal mehr, dass sie eine Ausnahme-Rennfahrerin ist.

Und das, obwohl sie sich bei ähnlich schlechten Bedingungen ihre schwere Knieverletzungen in Lenzerheide zugezogen hatte. "Rennen ist Rennen. Man muss immer gut fahren, um vorne zu sein. Für mich war das ein weiterer Schritt nach vorne", erklärte Götschl. (APA/red)