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Der Saal E1 im Austria Center wurde anlaesslich des AMIS-Prozesses in einen Gerichtssaal umgebaut.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

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Grafik: APA
Wien – Die Causa Bawag pausiert, ab Montag neun Uhr früh hat Österreich trotzdem wieder einen großen Wirtschaftsstrafprozess zum Zuschauen.

Der Andrang beim Amis-Betrugsverfahren wird groß sein, schließlich gibt es an die 16.000 Geschädigte und allein 80 Privatbeteiligte, also hat die Justiz um 97.000 Euro den Saal E1 des Austria Center Vienna, wo zuletzt die Unido-Generalkonferenz getagt hat, auf Gerichtssaal umbauen lassen. Dort wird Richterin Daniela Setz-Hummel die Causa Amis verhandeln.

Angeklagt sind fünf Ex-Manager (Amis ging 2005 in Konkurs; Vermögen: null) – unter ihnen die Amis-Gründer Dietmar Böhmer und Harald Loidl. Sie sind des gewerbsmäßigen schweren Betrugs angeklagt. Staatsanwalt Georg Krakow wirft ihnen vor, die Anleger über Jahre "hinters Licht geführt zu haben". So hätten sie ab Oktober 2002 vorgegaukelt, "das Eingezahlte würde in Produkte investiert". Stattdessen seien aber etwa die Maklerprovisionen davon beglichen worden, "Böhmer und Loidl haben dem Kundenvermögen laufend Mittel entzogen, was "die planmäßig pflichtwidrige Verringerung des Kapitals" bewirkt habe.

Rechtswidrige Anweisungen

Den drei der Beihilfe angeklagten Ex-Managern – Ex-Vorstand Thomas Mitter und die zwei Fondsmanager Wolfgang Gänsdorfer und Alban Kuen – wird vorgeworfen, sie hätten rechtswidrige Anweisungen an die Depotbanken weitergeleitet, auf dass diese unrechtmäßige Auszahlungen vornahmen, und Bargeld für betrügerische Rückkäufe ("Redemptions") besorgt. Inkriminierte Schadenssumme: 62,2 Millionen Euro.

Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Böhmer (ihm wirft man vor, sich um vier Mio. Euro bereichert zu haben) und Loidl (Vorwurf: drei Mio. Bereicherung) waren im Oktober 2005, als die Hälfte des Amis-Grundkapitals aufgezehrt, Strafanzeige erstattet und Haftbefehl erlassen war, nach Venezuela geflüchtet und sitzen seit ihrer Auslieferung vor zwei Jahren in Untersuchungshaft.

Sie werden am Montag umfassende Geständnisse ablegen; die Fondsmanager dürften auf unschuldig plädieren. In Wiener Justizkreisen hält man es daher für möglich, dass das Verfahren noch heuer beendet wird. Die vielen Zivilprozesse (insgesamt haben die Anleger rund 140 Mio. Euro verloren; die Republik wurde in erster Instanz nicht rechtskräftig zur Amtshaftung verdonnert) werden die Gerichte noch Jahre beschäftigen. (gra, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.12.2007)