Roh marinierter Thunfisch, als Filet und Tartar, mit Avocado und Zwiebelkuchen sehr fein und in gewaltiger Portion. Die gebratenen Jakobsmuscheln mit süßlichem Radiccio-Risotto und Trüffelschaum ebenso, aber in etwas dezenterer Dosierung. Der sehr ordentliche Loup de Mer dafür wieder im großen Stück, wunderbar knusprige Haut, dazu Kürbisgemüse und -gnocchi, etwas Kernöl, süße Orangensauce mit Lebkuchenanklängen. Uns beschleicht der Verdacht, Hannes Hell hat (an diesem Freitag?) einen Hang zum Süßen.
Bei meinem Fressplan auf der fleischigen Seite des Angebots hielt sich dieser Drang glücklicherweise in Grenzen, ich hab's ja nicht so mit den Dolci: Die zarte Wachtel auf Selleriepüree und Belugalinsen mit frittierten Zwiebeln lässt den Fidler frohlocken. Das eingeschobene Gröstel von feinster Blunze sehr, sehr anständig, von der Metzgerei war es ja nicht weit auf meinen Teller. Auch der Hirschkalbsrücken mit Kohl und angebratenem Kartoffelknödel ist den Besuch in Uderns wert.
Beuschl ums Eck
Wenn Sie schon in der Gegend sind, könnten Sie auch gleich im bodenständig wirkenden Herrenhaus in Brixlegg vorbeischauen. Eines der besten Beuschel meines gesamten Daseines als Innereienvertilger hab ich dort bekommen, ohne dicke Rahmbegleitung, in dunkler, kräftiger Sauce, aber ohne den Gulaschsaft eines Salonbeuschels. Eine Pracht. Für ein Ragout völlig unerwartet feines Fleisch vom Hirschen dann noch, und ich war hoch zufrieden.