Die schmuddelige Meile des Bahnhofsviertels, wo im ehemaligen, schrill dekorierten Präsidentensitz der Konkurs der kurzen aber glanz-vollen Champions-League-Ära abgearbeitet werden musste, ist weit, weit weg.
Hans Rinner, der neue Sturm-Chef, lebt im Biedermeier. Er hat das alte Mobilar vom ehemaligen Brau-Union-Vorstand Johann Sulzberger übernommen. Aber es passt. Hans Rinner verkörpert so etwas wie die Antithese zu Hannes Kartnig.
"Wir sind in einem Kulturveränderungsprozess", sagt der gelernte Elektriker und Abendmaturant Rinner (44) im Standard-Gespräch. "Die goldenen Zeiten sind vorbei." Auch für die VIPs. Im Klub herrscht ab sofort die Farbe Schwarz-Weiß. Die schwülstige Vergoldung der Kartnig-Ära wird überstrichen. Die güldenen VIP-Stadionsitze werden schwarz-weiß bezogen, statt der goldenen gibt es die Blackcard für den Klub.
"Schwarz-Weiß" heißt die Zukunft. Rinner: "Wir wollen uns ganz bewusst abgrenzen von der Vergangenheit. Wir glauben, dass Sturm nach wie vor der Klub der einfachen Leute ist. Sturm war immer der Klub der Basis." Und keiner der Großkotzigen.
Deshalb soll er auch wieder zurück in die Gruabn, in die legendäre Spielgstätt'n. Nicht geografisch, vielmehr "seelisch". Rinner möchte "auch Menschen wie Gerhard Roth" ins Stadion bringen, um zu zeigen: "Fußball, das hat was mit Bauch und Kopf zu tun." Der Präsident: "Irgendwer hat einmal gesagt: Die Gruabn hat man im Herzen."
Die momentane Maxime aber heißt auf dem Boden bleiben, auch wenn's hoch hinausgeht. Das habe er gelernt, im Elternhaus, am kleinen Bauernhof am Rechberg. "Nur net abheben", wiederholt Rinner. Nicht noch einmal. Auch wenn es wie jetzt "eigentlich super läuft". Der ehemalige Tourismusmanager und Ex-Volkstheaterspieler: "Natürlich bin ich momentan total begeistert. Die Burschen haben sicher das Potenzial, oben weiter mitzuspielen." Die Rechnung mit Trainer Franco Foda und den Jungen sei völlig aufgegangen.
Warum diese plötzliche Wiederauferstehung des SK Sturm? "Der Konkurs hat auch Positives bewirkt. Er hat uns zusammenwachsen lassen. Der Fußball besteht doch aus lauter Eitelkeiten. Krisen stellen das aber total in den Hintergrund", sagt Rinner.
Ein Glück für Sturm: Hans Rinner kennt sich mit Konkursen aus. Vor Jahren hat er sein jetziges Unternehmen Frigopol aus einem Konkurs herausgekauft und daraus einen international agierenden Betrieb mit 100 Mitarbeitern gemacht. Jetzt ist Sturm dran. Der Verein habe die Finanzen wieder fest im Griff, sagt Rinner. Der restriktive Budgetkurs schmecke nicht allen, aber was soll's?
Sturm ist nicht Salzburg und nicht die Austria. "Kein Neid, ehrlich", schwört Rinner. Nur: "Das Mäzenatentum schadet dem österreichischen Fußball, der Entwicklung des Fußballs hierzulande unglaublich." Salzburg etwa verfüge über das knapp zehnfache Budget des Liga-Durchschnitts. Rinner: "Das wirklich Faszinierende am Fußball ist ja, dass Geld eben doch nicht alles ist."