Bagdad - Zwanzig Monate nach seiner Gefangennahme im Irak hat der AP-Fotograf Bilal Hussein zum ersten Mal die Möglichkeit gehabt, sich vor einem Richter zu äußern. Im Zentralen Strafgericht von Bagdad fand am Sonntag eine erste Anhörung des Journalisten statt, dessen Fall die US-Streitkräfte der irakischen Justiz übergeben haben.

Bei der Anhörung sei noch immer keine Anklage erhoben worden, sagte Husseins Verteidiger Paul Gardephe. Ihm wurde erlaubt, einige Dokumente zu sehen, die von den US-Streitkräften als Beweismaterial gesammelt wurden. Kopien durfte der Verteidiger jedoch nicht anfertigen. Weitere Einzelheiten zu der Anhörung wurden nicht bekannt, da Richter Dhia al Kinani eine strikte Anordnung zur Geheimhaltung erließ.

2005: Pulitzer-Preis

Das Pentagon hat Hussein vorgeworfen, in terroristische Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein. Die Nachrichtenagentur Associated Press hat dies zurückgewiesen und erklärt, dass der 36-Jährige allein seinen Aufgaben als Fotojournalist nachgegangen sei. Hussein gehörte dem Team von AP-Fotografen im Irak an, das 2005 für seine Bildberichterstattung über den Konflikt mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.

Nach irakischem Strafrecht wird Richter Al Kinani das vorgelegte Material prüfen und dann eine Empfehlung abgeben, ob ein Prozess eröffnet wird. Der Verteidiger Gardephe protestierte, dass ihm von den US-Streitkräften in Bagdad ein privates Treffen mit seinem Mandanten verwehrt werde. Seit der Übertragung des Verfahrens an die irakische Justiz am 19. November waren bei den Beratungen des Verteidigers mit Hussein stets ein US-Soldat und ein Militärdolmetscher mit anwesend. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) forderte, das Verfahren müsse endlich öffentlich gemacht werden. (APA/AP)