Rivaroxaban wurde bereits Anfang November zur Zulassung in Europa eingereicht. Der Hintergrund: Würde man Patienten rund um orthopädische Operationen wie Hüft- oder Kniegelenksersatz beziehungsweise Eingriffe am Sprunggelenk nicht medikamentös vor dem Auftreten von Beinvenenthrombosen zu schützen versuchen, wäre die Hälfte der Kranken davon betroffen.
Gefahr der Lungenembolie
Thrombenbildung in den Beinvenen aber birgt die Gefahr einer Ausschwemmung der Gerinnsel in die Lunge und damit das Risiko einer lebensgefährlichen Lungenembolie in sich. Bisher wurde hier ab der Operation rund fünf Wochen lang als Standardtherapie niedermolekulares Heparin verwendet. Dieses muss injiziert werden, die Dosis richtet sich teilweise nach dem Gewicht des Betroffenen.
Neuer WIrkstoff Rivaroxaban
Die forschende Pharmaindustrie suchte deshalb schon seit Jahren nach sicheren, wirksameren und einfach anwendbaren Alternativen. Bayer-Schering entwickelte hier den Wirkstoff Rivaroxaban ("Xarelto"). Es handelt sich um ein kleines synthetisches Molekül. Es blockiert direkt die Blutgerinnung in einem frühen Stadium, indem es in die Struktur des körpereigenen Blutgerinnungsfaktors Xa "hineinschlüpft".
Dieser kann damit nicht zur Produktion von Thrombin und zur Aktivierung der Blutplättchen (Thrombozyten) führen. Fazit: Die Blutgerinnung ist gehemmt, neue Thromben bilden sich nicht, bereits bestehende werden womöglich abgebaut.
Studienergebnisse
In einer bereits präsentierten wissenschaftlichen Studie hatte sich gezeigt, dass im direkten Vergleich von Enoxaparin und dem neuen Medikament bei Patienten mit Kniegelenksersatz die Substanz die Häufigkeit von venösen Thrombosen um 49 Prozent senkte. Mit der nun in Atlanta vorgestellten Record 1-Studie mit insgesamt 4.500 Patienten, von denen die Hälfte fünf Wochen lang das Heparin (40 Milligramm) und die andere Hälfte Rivaroxaban (zehn Milligramm pro Tag als Tablette) bekamen, zeigten sich ähnliche bis deutlich bessere Ergebnisse.
Tiefe Venenthrombosen stark gesenkt
Die Häufigkeit von tiefen Beinvenenthrombosen, Lungenembolien und die Gesamtsterblichkeit sanken von 3,7 auf 1,1 Prozent (minus 70 Prozent). Schwere venöse Thrombosen (mit Lungenembolien) traten unter Anwendung des neuen Mittels um 88 Prozent weniger häufig auf (bei 0,2 statt bei zwei Prozent der Patienten). Das Risiko für leichte Blutungen war mit je 5,8 Prozent gleich. Gerinnungshemmende Arzneimittel können immer auch das Risiko für Blutungen erhöhen.
Zulassung in rund einem Jahr