Auch im Unterhaltungsbereich wird Interkulturelles immer öfter thematisiert, erklärt CIVIS-Geschäftsführer Michael Radix. Ein Beispiel sei die Erste-Serie "Türkisch für Anfänger", die interkulturelle Unterschiede humorvoll und teilweise überzeichnet thematisiert.

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Die CIVIS medienstiftung will zu Integrationsberichterstattung ermuntern, "aber nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit einem Preis", so Radix.

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Dass Europa eine Einwanderungsgesellschaft ist, sei mittlerweile auch der Politik klar geworden. "Integration ist eine der großen Zukunftsaufgaben Europas – und innerhalb der EU haben das alle Länder erkannt", sagt Michael Radix von der Civis Medienstiftung im Gespräch mit derStandard.at . Das zeigt sich auch in den Medien: Gerade in den letzten zwei Jahren seien Integration und kulturelle Vielfalt auch in den Massenmedien immer stärker thematisiert worden.

Gute Dokumentationen und Informationssendungen zum Thema Integration seien generell zu 99 Prozent bei öffentlich-rechtlichen Sendern in Europa zu finden, "schließlich ist es nicht ganz leicht, mit der Thematik Geld zu verdienen", so der Civis-Geschäftsführer. Wobei sich das laut Radix ändert: In den letzten Jahren wurde die Thematik in Unterhaltungssendungen und Filmen zunehmend aufgegriffen, auch von Privaten. Beispielsweise sei eine "wunderbare Unterhaltungssendung" von RTL2 ausgezeichnet worden, auch auf Pro7 lief ein beachtenswertes Programm. "Das zeigt, dass Integration und kulturelle Vielfalt immer stärker zur Normalität gehören. Und das ist eine Entwicklung, die wir von Civis sehr begrüßen."

Die Civis Medienstiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, in diesem Bereich zu sensibilisieren, "aber nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit einem Preis." Schließlich werde das Bild einer Gesellschaft von sich selbst heute weitgehend über die Massenmedien bestimmt. "Und vor diesem Hintergrund brauchen wir mehr denn je eine sehr gute, sehr kluge, sehr sensible Berichterstattung in den Medien", so Radix. Bereits seit 20 Jahren werden herausragende Radio- und Fernseh-Beiträge rund um die Themen Integration und kulturelle Vielfalt mit dem Civis Medienpreis ausgezeichnet. Auch heuer können sich europäische JournalistInnen wieder bewerben: Einsendeschluss ist der 20. Jänner 2008; der Preis ist mit insgesamt 47.000 Euro dotiert.

Schweden und Deutsche "stark"

In den letzten Jahren hätten vor allem die Schweden mit Dokumentations-Beiträgen auf sich aufmerksam gemacht; auch die Deutschen seien stark gewesen, so Radix. "Und dann gab es eine sehr gute Dokumentation aus Frankreich zur Situation in den Vorstädten, die aufzeigte, dass die Gewalttaten nicht religiös und kulturell bedingt sind." Auch der ORF produziere Herausragendes: "Der ORF war seit 2003 jedes Jahr mit einer Nominierung in der Endauswahl dabei."

Zusätzlich zum allgemeinen Medienpreis setzt Civis im Zweijahresrhythmus auch thematische Schwerpunkte: "Mit unserem zweijährigen Roma-Schwerpunkt ist es uns gelungen, den Blick auf die Situation dieser Minderheit zu lenken", resümiert Radix. Mit dem heuer erstmals ausgeschriebenen neuen Wirtschaftspreis soll der Fokus nun auf die betriebliche Integration gerichtet werden: "Eigentlich findet Integration hauptsächlich am Arbeitsplatz statt. Aber es wird ganz wenig über die innerbetriebliche Integration geschrieben, gesprochen oder gefilmt." Das will Civis mit dem neuen Preis ändern. Schließlich: "Wenn die Integration am Arbeitsplatz gelingt, dann gelingt sie in aller Regel auch in der Gesellschaft." (wpl, derStandard.at, 12.12.2007)