Vor Lessing hatten 2004 schon die Österreicherin Elfriede Jelinek (61) und im folgenden Jahr der britische Dramatiker Harold Pinter (77) als Literatur-Preisträger ihre Teilnahme an der Feier sowie der kompletten "Nobelwoche" abgesagt. Während beide die traditionelle Nobelvorlesung drei Tage vor der Verleihung per Videoaufzeichnung ablieferten, musste Lessing auch dies absagen. Der Vortrag unter dem Titel "Den Nobelpreis nicht gewinnen" wurde von ihrem Londoner Verleger Nicholas Pearson verlesen. (>>Video- sowie Textversion (en/dt/fr/sw) der traditionellen "Nobel-Lecture"
Literatur
Lessing in Abwesenheit ausgezeichnet
Krankheitsbedingte Absage der 88-jährigen britischen Schriftstellerin - Vortrag "Den Nobelpreis nicht gewinnen" wurde von ihrem Londoner Verleger verlesen
Stockholm - Der diesjährige Literaturnobelpreis ist am
Montag in Abwesenheit der britischen Schriftstellerin Doris Lessing
verliehen worden. Die 88-jährige Autorin musste ihre Teilnahme an der
feierlichen Zeremonie mit Schwedens König Carl XVI. Gustaf und
Königin Silvia im Stockholmer Konzerthaus wegen altersbedingter
Krankheit absagen. Wie der Sekretär der Schwedischen Akademie, Horace
Engdahl, ankündigte, soll Lessing ihr Diplom sowie die Dotierung über
zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) bei einer privaten
Zeremonie an ihrem Wohnort London überreicht bekommen.
Lessing ist die elfte Frau, die den erstmals 1901 verliehenen
Literaturnobelpreis bekommt. Die Schwedische Akademie begründete ihre
Entscheidung damit, dass die im früheren Persien (heute Iran)
geborene und im ehemaligen Südrhodesien (heute Simbabwe)
aufgewachsene Autorin "die Epikerin weiblicher Erfahrung (ist), die
sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine
zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat". Die Vergabe
stieß bei Literaturkritikern auf ein geteiltes Echo. (APA/dpa)