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Porträt Dschinggis Khans - von den verschiedenen Namensschreibweisen, die sich eingebürgert haben, wird hier (außer bei zitierten Liedtexten) die in Johannes Steiners Arbeit verwendete übernommen.

Foto: AP Photo/National Palace Museum
Von den einen wird er als Mörder und Schlächter Zehntausender verurteilt, von den anderen auch als Kulturheros und Gott verehrt - Johannes Steiner geht den verschiedenen Bildern Dschinggis Khans in seiner Diplomarbeit auf den Grund. Dabei filtert er heraus, dass das Bild dieses "Welteroberers" so mannigfach ist wie die Möglichkeit seinen Namen zu schreiben (Dschingis, Tschinggis, Dschinggis, Genghis, Chinguis etc.).

Der "echte" Khan

Steiner analysiert akribisch zeitgenössische mittelalterliche Quellen, welche er nebst der Person und dem Umfeld des jeweiligen Autors beleuchtet, und prüft ihren Informationsgehalt in Bezug auf Dschinggis Khan. Folgende Kapitel, welche der Person dieses Herrschers näher auf die Spur kommen sollen, werden dabei grob untergliedert: Geburt, Namensgebung, Aussehen, Dschinggis Khan als Herrscher (Gesetze, Global Player, Einiger der Mongolen), Dschinggis Khan als Kriegsherr (Strategie, Sieger), Dschinggis Khan und Priesterkönig Johannes, Dschinggis Khan als "Strafe Gottes", Dschinggis Khan und sein Verhältnis zu Familie, sein Glaube und letztlich: der Tod.

Dschinggis als Symbol

Die "Washington Post" kürte ihn zum Mann des Jahrtausends mit folgender Begründung: "Ja, es stimmt, er war ein Verbrecher [aber] für den Apostel der Extreme der letzten tausend Jahre gibt es keinen besseren Kandidaten als Dschinggis Khan, der die halb zivilisierte, halb wilde Doppelgesichtigkeit der menschlichen Rasse verkörperte." Margaret Thatcher bezeichnete sich selbst als einen weiblichen Dschinggis Khan und sogar die damalige österreichische Bildungsministerin Elisabeth Gehrer zeigte sich anlässlich der Premiere einer hoch dotierten Dschniggis-Khan-Dokumentation des ORF angesichts der Weisheit des Staatsmannes Dschinggis Khan tief beeindruckt und stellte auf die Nachfrage eines Reporters fest, dass "wir alle" das brauchen könnten.

Feldzug durch die Hitparade

Wenn heute der Name Dschinggis Khan fällt, dann zumeist im Zusammenhang mit der gleichnamigen von Ralph Siegel produzierten "Schlager-Horde", welche mit dem Lied "Dschinghis Khan" 1979 am Song-Contest teilnahm und immerhin den vierten Platz belegen konnte: "Sie ritten um die Wette mit dem Steppenwind, tausend Mann – (HA HU HA). Und einer ritt voran, dem folgten alle blind, Dschinghis Khan – (HA HU HA). Die Hufe ihrer Pferde, die peitschten den Sand, sie trugen Angst und Schrecken in jedes Land. Und weder Blitz noch Donner hielt sie auf."

Omar Sharif verkörperte ihn im großen Leinwandkino, Reinhard Fendrich streicht den "Blick wie Dschingis Khan" im Liedtext als Eigenschaft des echten Machos hervor.

Bedauerlich ist, dass die rezeptionsgeschichtlichen Aspekte bei Steiner etwas zu kurz kommen – doch hätte eine ausführlichere Darstellung wohl den Rahmen einer Diplomarbeit gesprengt. Festzuhalten ist, dass sich Steiners Diplomarbeit nicht nur durch ihren hohen wissenschaftlichen Anspruch auszeichnet, sondern darüber hinaus – trotz der rezipierten mittelalterlichen Quellentexte – auch noch leicht lesbar und verständlich bleibt. Die vorliegende Arbeit leistet einen wertvollen Beitrag zur Dschinggis-Khan-Forschung und kann dem interessierten Leser nur wärmstens empfohlen werden.

Johannes Steiners Diplomarbeit "Das Bild Dschinggis Khans in zeitgenössischen Quellen und rezeptionsgeschichtliche Aspekte in der Literatur der Gegenwart" (2005) kann im Volltext nachgelesen werden.