Sitzt man Uusitalo gegenüber, lässt sich kaum erahnen, dass sich hinter einem so robusten Äußeren auch ein anfälliges Organ verbirgt. Ebenso überrascht, zu welcher Differenzierung der finnische Bassbariton fähig ist. Die Tiefe, die er seinem Wotan jetzt gab, resultierte aus der Verbindung von Wortdeutlichkeit und Nuancierungskunst sowie dem Verzicht auf jegliche Kraftmeierei zugunsten eines schier unendlichen Spektrums von Zwischentönen. Wie er Hunding (grandios: Ain Anger) flüsternd ins Jenseits beförderte, ließ wohl keinen kalt. Nur im Volumen waren, wohl wegen rekonvaleszenter Zurücknahme, noch Grenzen hörbar. Und dies ungeachtet des meist sängerfreundlich-durchsichtigen Dirigats von Franz Welser-Möst, das ansonsten, trotz ständigen Drängens und eines aus dem Vollen schöpfenden Orchesters, spannungsarm blieb. So konnten sich die prächtigsten Orchesterwogen kaum je zum zwingenden Sog verdichten.
Stand hier die Statik im Vordergrund, galt ähnliches zum Teil auch für die Szene, deren Traumbilder zuweilen wie eine systemische Familienaufstellung anmuten. Mit seinem fantastischen Sensorium für kleinste psychologische Regungen gelingen Regisseur Sven-Eric Bechtolf zwar immer wieder beklemmende Momente von subtiler Deutung. Dies steht und fällt allerdings mit der Präsenz der exzellent besetzten Hauptrollen, von denen nur Johan Botha als Siegmund Ungelenkigkeit der Bewegungen mit vokaler Intensität wettmachen muss.